Stilkritik:Vergeigter PR-Elfmeter

Lesezeit: 1 min

Die britische Premierministerin Theresa May (Foto: REUTERS)

Premierministerin Theresa May hat sich dabei ablichten lassen, wie sie Cricket schaut. Und missachtet wichtige Regeln für gestellte Fotos vom Sportgucken.

Von Martin Schneider

Den Titel in der Disziplin "Bestes Politiker-Bild beim Sportgucken" hält immer noch Irans Präsident Hassan Rohani. Dazu kann es auch keine zwei Meinungen geben, denn bei dem Foto, aufgenommen am 16. Juni 2014 beim WM-Spiel gegen Nigeria (0:0) stimmt alles. Na ja, fast alles. Rohani sitzt auf der Couch (privat!), er trägt dabei als Präsident Jogginghose (volksnah!) und Fan-Shirt (fiebert mit!). Dass auf dem Wohnzimmertisch Nüsse, Früchte, Weingummis und Tee unangerührt stehen wie hindrapiert? Leichte Abzüge, aber geschenkt.

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Jedenfalls ist das um Welten besser als die britische Premierministerin Theresa May, die sich beim EU-Gipfel hat fotografieren lassen, wie sie Cricket schaut. Die Cricket-WM findet gerade in England und Wales statt, und Cricket, das muss man in Deutschland dazuschreiben, ist den Briten recht wichtig. Aber Theresa May guckt das Match zwischen England und Indien auf einem Macbook (volksnah?), man sieht nur ihren Rücken (begeisterter Gesichtsausdruck?) und außerdem sitzt sie nicht, sondern sie steht gebeugt vor dem Gerät. Cricket-Matches dauern bei der WM einen Tag. Niemand verfolgt ein Cricket-Match einen Tag lang gebeugt stehend vor einem Macbook. Alles an diesem Foto schreit: Theresa, mach doch mal noch ein Bild für Twitter.

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Angela-Merkel-Fotos von Konferenzen beim Fußballgucken waren übrigens immer fachgerecht von vorne aufgenommen, meist zusammen mit dem Regierungschef des Landes, gegen das die deutsche Nationalmannschaft gerade spielte (internationale Zusammenarbeit!). Den Fehler, sich für alle möglichen Klub-Mannschaften zu begeistern und sich mit Cottbus-, Dortmund-, Schalke- und Hannover-Schals ablichten zu lassen wie Vorgänger Gerhard Schröder, hat Merkel auch nicht gemacht.

Wenn man ein paar Regeln befolgt, sind Fotos beim Sportgucken für Politiker also eigentlich ein PR-Elfmeter. Kann man kaum versieben. Aber Theresa May ist ja nicht mehr lange Premierministerin des Vereinigten Königreichs und wenn sie keine Cricket-Funktionärskarriere anstrebt, kommt es auf ein missglücktes Foto mehr auch nicht an.

© SZ vom 02.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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