Lebensmittelkontrolle:Ayinger-Wirtin klagt gegen Food Watch

Angela Inselkammer ist die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes

Angela Inselkammer ist Bayerns Dehoga-Präsidentin. Und nicht die einzige aus der Verbandsspitze, die gegen Foodwatch vorgehen will.

(Foto: Claus Schunk)
  • Angela Inselkammer hat beim Verwaltungsgericht München Klage eingereicht.
  • Sie will verhindern, dass die Internetplattform "Topf Secret" Hygieneberichte der Lebensmittelkontrolle über ihren Brauereigasthof in Aying bekommt.
  • Inselkammer ist die bayerische Landespräsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands - drei weitere Landespräsidenten wehren sich mit einer Klage.

Von Franz Kotteder, Aying

"Hier geht es ums Prinzip", sagt Angela Inselkammer resolut, "ich kann doch nicht gegen Topf Secret sein und dann genau das machen, was die wollen!" Die bayerische Landespräsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hat beim Verwaltungsgericht München Klage eingereicht. Sie will verhindern, dass die Internetplattform "Topf Secret", die von der Berliner Verbraucherorganisation Foodwatch initiiert und Anfang Januar gestartet wurde, Hygieneberichte der Lebensmittelkontrolle über ihren Brauereigasthof in Aying bekommt.

Foodwatch hatte bereits Anfang Januar Berichte über die Betriebe sämtlicher elf Präsidiumsmitglieder der Dehoga bei den zuständigen Behörden angefordert. Vier wehrten sich mit einer Klage gegen die Herausgabe, darunter Angela Inselkammer und die Präsidenten aus Hessen, Bremen und Niedersachsen.

Dadurch wurde immerhin bekannt, dass die Lebensmittelkontrolle im Ayinger Brauereigasthof Mängel festgestellt hat. Das kann man der Klageschrift entnehmen (Aktenzeichen M 32 K 19.1493). Inselkammer sagt, bei den Beanstandungen handele es sich um unwesentliche Mängel, "da ging es zum Beispiel darum, dass an einer Pfanne das Emaille beschädigt war". Selbstverständlich habe sie überhaupt nichts gegen Transparenz: "Wenn ein Gast zu mir kommt und die Kontrollberichte sehen will, dann gebe ich ihm die." Im Internet will sie diese Berichte allerdings nicht sehen, weil die ihrer Ansicht nach ein falsches Bild vermittelten.

Das Internetportal "Topf Secret", das Hygieneverstöße in Gaststätten anprangert, ärgert viele Wirte, denn dort wollen sie um keinen Preis auftauchen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch sagt, sie wolle mit dem Online-Portal nur die notwendige Transparenz schaffen. Denn bislang wird nur ein Bruchteil der Ergebnisse von amtlichen Lebensmittelkontrollen auch von den Behörden veröffentlicht - aus rechtlichen Gründen. Dabei garantiert das Verbraucherinformationsgesetz eigentlich, dass sowohl Einzelpersonen als auch Vereine Einblick in die Kontrollberichte nehmen dürfen.

Das Online-Portal "Topf Secret" erleichtert die Antragstellung bei den Behörden durch ein spezielles Tool, das nur wenige Klicks erfordert. "Nach einem knappen halben Jahr gibt es schon 29 000 Anträge von 17 000 Nutzern", sagt Kampagnenleiter Oliver Huizinga, "das zeigt doch, wie groß das Interesse ist." Ein Großteil der Gaststätten sei übrigens ohne Beanstandungen, sagt Huizinga und meint: "Die meisten Betriebe haben doch eher etwas davon, wenn ihre guten Ergebnisse bekannt werden."

Die Wirtin findet "Topf Secret" völlig irrelevant - Food Watch dagegen erkennt ein Muster

Das sieht Angela Inselkammer anders. Aus dem ganzen Freistaat erreichten sie Hilferufe von Wirten, die sich angegriffen und an den Pranger gestellt fühlten, zusätzlich zu all den anderen Schikanen, mit denen sie durch die Bürokratie zu kämpfen hätten. Obendrein sei die Topf-Secret-Aktion "völlig irrelevant", weil bei gravierenden Verstößen ohnehin das Lokal von Amts wegen geschlossen würde. "Der Staat hat die Aufgabe, lebensmittelverarbeitende Betriebe zu überwachen und zu kontrollieren", sagt Inselkammer, "darauf muss ich mich als Gast verlassen können." Das sei auch völlig richtig so; was "Topf Secret" aus den Berichten mache, sei jedoch letztlich nur Diffamierung, und das auf Dauer: "Die Kontrollberichte geben einen Momentzustand wieder, der ja behoben wird. Im Internet bleibt er aber und ist nie wieder löschbar."

Foodwatch hingegen sieht durchaus ein gewisses Muster, auch bei den Dehoga-Führungspersonen. Während es im Warnemünder Hotel Neptun des Bundesverbands-Präsidenten Guido Zöllick keinerlei Beanstandungen gab, wurden bei sechs weiteren Präsidiumsmitgliedern offenbar mindestens "geringfügige Beanstandungen" festgestellt, vier davon haben Klage eingereicht. Bei weiteren vier steht das Ergebnis noch aus. "Die Gastro-Lobby lässt keine Gelegenheit aus, um Transparenz bei den Lebensmittelkontrollen zu bekämpfen", sagt Oliver Huizinga, "die Energie, die führende Hotelmanager in die Geheimhaltung ihrer Kontrollberichte stecken, sollten sie besser in geeignete Hygienemaßnahmen in ihren Betrieben investieren."

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