Hauptbahnhof:"Es gibt eine klare Verbesserung des Sicherheitsgefühls"

Hauptbahnhof: Dem KAD fehlen immer noch einige Mitarbeiter.

Dem KAD fehlen immer noch einige Mitarbeiter.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Der Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle zieht ein Jahr, nachdem der Kommunale Außendienst seinen Betrieb aufgenommen hat, eine positive Bilanz.
  • Das Einsatzgebiet ist auf das Gebiet um den Münchner Hauptbahnhof begrenzt. Die Mitarbeiter zeigen dort zum Beispiel Ordnungswidrigkeiten an oder geben Einheimischen und Touristen Auskünfte.
  • Während die Polizei dem Kommunalen Außendienst positiv gegenübersteht, lehnen die Grünen ihn immer noch ab.

Von Martin Bernstein und Heiner Effern

Der städtischen Ordnungshüter sind ein Erfolgsmodell. Diese Bilanz zieht Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle ein Jahr, nachdem der Kommunale Außendienst (KAD) den Betrieb aufgenommen hat. "Wir haben eine absolut positive Resonanz. Es gibt eine klare Verbesserung des Sicherheitsgefühls am Hauptbahnhof", sagte Böhle. Die Mitarbeiter zeigten Präsenz und würden allein dadurch präventiv wirken. Das entlaste auch die Polizei, die bei Vorfällen unterhalb des Strafgesetzes oft nicht mehr tätig werden müsse.

In den ersten Wochen und Monaten litt die Arbeit des KAD noch unter der schwierigen Personalsuche. Ein Jahr nach dem Start ist die Mannschaftsstärke von 85 Außendienstlern noch immer nicht erreicht. 63 Mitarbeiter gehen derzeit auf Streife, entweder in Dreier- oder Vierer-Teams. Zehn weitere werden eingearbeitet und die noch fehlenden zwölf sind schon angeworben, aber noch nicht da. Mit ihnen und den neun Mitarbeitern im Innendienst ist der KAD komplett. "Bis zur Wiesnzeit rechnen wir damit", sagt KAD-Chef Günter Huber. Vor gut vier Wochen sind die Streifenzeiten bereits ausgeweitet worden, nun sind seine Mitarbeiter bis 6.30 Uhr unterwegs. Das Einsatzgebiet ist begrenzt auf den Hauptbahnhof und Umgebung. Dieser werde als einzige Gegend in München von der Polizei als Kriminalitätsschwerpunkt bewertet, erklärte KVR-Chef Böhle.

Der gibt sich gelassen und zufrieden, wenn es um den KAD geht. Dabei war der Beschluss ein Politikum. Die größte Aufregung um den städtischen Ordnungsdienst herrschte, bevor er an den Start ging. Die CSU trieb den Stadtrat mit einer Debatte um die Sicherheit in München vor sich her, die allen polizeilichen Statistiken widersprach. Der damalige Stadtrat und jetzige Bundestagsabgeordnete Michael Kuffer (CSU) forderte gar die Bewaffnung mit Pistolen. Die Grünen sahen die Rückkehr der Stadtpolizei herannahen und beklagten eine sinnlose Angstmacherei. Noch heute lehnen sie den KAD als "überflüssig" ab, sagte Stadtvorstand und Fraktionsvize Dominik Krause. Das habe grundsätzliche Gründe: Sicherheit und Ordnung seien Aufgaben der Polizei.

Es kann gut sein, dass der politische Streit der Grund dafür ist, warum die KAD-Mitarbeiter im ersten Jahr penibel Buch führten über ihre Einsätze. Exakt 1312 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten sind vermerkt. Vergehen sind wildes Urinieren, aggressives Betteln, Pöbeln, Verstoß gegen Ladenschlusszeiten oder gegen das Alkoholverbot am Hauptbahnhof. Mehr als 16 000 Mal erteilten die Ordnungshüter schlicht Auskünfte an Einheimische und Touristen. Alarmierend ist eine andere Zahl: Die KAD-Mitarbeiter fanden in ihrem kleinen Einsatzgebiet in einem Jahr 492 Mal leblose Personen, bei denen sie die Vitalfunktionen überprüfen mussten.

Eine neue Welle an Verstößen erwartet der KAD, wenn von 1. August an am Hauptbahnhof das Alkoholverbot 24 Stunden gelten soll. Nicht nur dann ist die Polizei froh über die städtischen Ordnungshüter. Das Wohlwollen, mit dem sie den KAD von Anfang an begleitet hat, ist auch nach einem Jahr nicht gewichen. Polizisten beobachten erfreut, dass ihre zivilen Kollegen offenbar in der Regel den richtigen Ton treffen bei ihren Einsätzen. Und dass sie gut genug ausgebildet und kompetent sind, kleinere Probleme selbst zu regeln - und nicht gleich nach Unterstützung durch die Polizei rufen müssen.

Probleme mit den Außendienst-Mitarbeitern selbst habe es noch nicht gegeben, heißt es. Damit ist der KAD offenbar tatsächlich das, was ein Polizeisprecher nach einem Jahr offiziell so formuliert: "ein weiterer Baustein in der bewährten Sicherheitspartnerschaft" zwischen Polizei und Stadt. "Wir begrüßen das", sagt Polizeisprecher Sven Müller. Wenn es um Ordnungswidrigkeiten gehe, sei der KAD eine "sinnvolle und willkommene" Ergänzung. Und auch für das Sicherheitsempfinden der Münchnerinnen und Münchner leiste der KAD seinen Beitrag.

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