Lange Geschichte:"Am See ist es zugegangen wie auf Mallorca"

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Surfen am Kranzberger See: Davon träumen die coolen Grundschüler in ihrem Song bei der Jubiläumsfeier. (Foto: Marco Einfeldt)

Früher lagen die Badegäste dicht an dicht, inzwischen geht es etwas ruhiger zu

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Nicht alle dürften vor 50 Jahren von der Idee, am Kranzberger See ein Freizeitgelände anzulegen, begeistert gewesen sein. Das belegt ein Blick auf die Zeitungsausschnitte, die Alfons Berger für die Jubiläumsfeier zusammengestellt hat. Camper vor allem aus dem Münchner Raum schätzten das wilde Lagerleben dort. Etwa 100 Wohnwagen mussten damals weichen.

Der Kranzberger See war Ende der Sechzigerjahre eines der wenigen Gewässer im Münchner Norden. Die Neugestaltung des Baggersees war eines der ersten Projekte des Erholungsflächenvereins. Die Landeshauptstadt München sowie die Landkreise Dachau, Freising, Fürstenfeldbruck, München, Starnberg und Wolfratshausen hatten den "Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um München", so der offizielle, etwas sperrige Name, am 22. Dezember 1965 gegründet.

Am 8. Juli 1969 feierten die Kranzberger mit Ehrengästen die festliche Eröffnung. Gekommen war auch der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, der sich für die Schaffung von Erholungsgebieten stark gemacht hatte. Der damalige Freisinger Landrat Ludwig Schrittenloher unterstützte das Projekt in Kranzberg. Das Konzept ging auf: Die Besucher kamen bald in Scharen - und fast alle mit dem Auto. "Am See ist es zugegangen wie auf Mallorca", erzählt Berger. Die Badegäste lagen dicht an dicht, ihre Autos parkten an manchen Tagen am Straßenrand von der Hagenau bis in die Ortsmitte Kranzbergs. Bis zu 10 000 Leute, darunter sehr viele aus dem Münchner Norden, aber auch aus den Landkreisen Dachau und Pfaffenhofen, tummelten sich in den Siebzigerjahren an schönen Tagen am Kranzberger See. Nach und nach aber gingen die Besucherzahlen zurück. Im Umland schuf der Erholungsflächenverein viele neue Freizeitareale, beispielsweise in Eching oder an den Neufahrner Mühlseen. Mit dem Bau der Autobahn München-Deggendorf entstand in Freising Ende der Siebzigerjahre, wiederum durch Kiesentnahme, der Baggersee an der Stoibermühle. Viele, die früher nach Kranzberg pilgerten, zogen näher gelegene Badegelegenheiten vor, zumal der Kranzberger See wegen seiner geringen Tiefe schnell warm wird. Einige ältere Stammkunden aus München aber halten ihm die Treue und kommen noch immer, wie Anton Buchner erzählt, der den Biergarten betreibt.

Gebadet wurde im Weiher aber immer schon, auch vor der Neugestaltung. Allerdings mussten sich die Badegäste einen Weg durch den dichten Bewuchs in der Uferzone bahnen. "Wir haben eine Heidenangst gehabt", erinnert sich Anton Hierhager. Die Erwachsenen hätten den Kindern erzählt, dass es dort Krokodile und Schlangen gebe - baden gingen die Kinder trotzdem.

Auch Schlagzeilen, die zum Schmunzeln veranlassen, hat Berger im Archiv ausgegraben. 1982 musste sich der Gemeinderat mit einem Antrag befassen, ob ein FKK-Bereich eingerichtet wird - doch die Anhänger der Freikörperkultur hatten keine Chance. Auch spontane Misswahlen fanden am See statt. Ein alter Zeitungsausschnitt zeigt die auserwählten Damen. Die kleine Ausstellung zur Geschichte des Freizeitgeländes ist an diesem Samstag beim Familientag im Pavillon des Fördervereins Pantaleonsberg am See zu sehen.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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