Wirtschaft:Gewerbegebiete in Gilching und Oberpfaffenhofen boomen

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Etwa 10 000 Menschen sind dort mittlerweile beschäftigt. Weil es noch mehr werden, soll der S-Bahnhof Weichselbaum wiederbelebt werden.

Von Otto Fritscher, Gilching

Eigentlich ist es nur ein unscheinbares viereckiges Gebäude ohne Fenster, mit einer Holzfassade verkleidet, das an diesem sonnigen Freitagvormittag im Gewerbegebiet Gilching-Süd eingeweiht wird: das neue Blockheizkraftwerk am Ende der Dornierstraße. Es versorgt die Betriebe ringsum mit Wärme und Strom. Doch die Asto-Gruppe, die dieses Gewerbegebiet seit genau 15 Jahren entwickelt, nutzt die Gelegenheit, einmal zu präsentieren, was hier in eineinhalb Jahrzehnten entstanden ist. Man kommt nicht umhin zu sagen: eine große Erfolgsgeschichte. 80 Firmen mit 2500 Mitarbeiter haben sich angesiedelt, lassen die Gewerbesteuer für die Gemeinde Gilching sprudeln.

Und in Gilching-Süd ist sogar noch Platz. "Wir haben noch 30 000 Quadratmeter auf der Uhr", sagte Bernd Schulte-Middelich, Chef der Asto-Gruppe. Und: "The show must go on." Am Ende der Dornierstraße wird demnächst ein weiteres großes Gebäude errichtet, die Baugenehmigung hat die Gemeinde jüngst erteilt. "Die Dornierstraße ist wie eine Perlenkette, an der sich weltweit renommierte Firmen aneinanderreihen", sagt Bürgermeister Manfred Walter (SPD).

Aentron

Mehr Platz

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(Foto: Nila Thiel)

Seit April produziert Aentron ihre Lithium-Ionen-Batteriesysteme, die unter anderem in der E-Mobilität eingesetzt werden, in Gilching. Zuvor hatte das Unternehmen seinen Sitz in Raisting. Aktuell werden 25 Mitarbeiter beschäftigt, die großteils aus der Region um den Ammersee kommen. "Seit Kurzem sind auch einige Neuzugänge aus Gilching bei uns", sagt Geschäftsführer Jens Brandes. Es lag vor allem an der Infrastruktur und der Möglichkeit, Produktion und Verwaltung in einem Haus unterzubringen, dass die Entscheidung auf das Gewerbegebiet gefallen ist.

Pari

Höhere Kapazitäten

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(Foto: Nila Thiel)

Der Hersteller von Inhalationsgeräten und Verneblern Pari Pharma hat in Gilching einen weiteren Produktionsstandort eröffnet. "Das ermöglicht uns, die Kapazitäten signifikant zu erhöhen", sagt Bereichsleiter Stefan Seemann. Das Unternehmen mit Sitz in Starnberg hat auch einen Standort in Gräfelfing. "Die Nähe zu den anderen Häusern war ausschlaggebend, uns für den Asto-Park zu entscheiden", so Seemann. Momentan arbeiten 50 Mitarbeiter im neuen Gebäude. Teilweise wurden diese neu rekrutiert, teilweise wechselten sie von anderen Standorten hierher.

Coherent

Starkes Wachstum

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(Foto: Nila Thiel)

Mit dem Umzug ins Gewerbegebiet sind nun alle Abteilungen von Coherent, die Maschinen für die Materialbearbeitung mit Lasern entwickeln, in einem Gebäude untergebracht. "Durch unser ständiges Wachstum mussten wir zuletzt neben unserem Hauptsitz auch weitere Objekte in Starnberg anmieten", erzählt Geschäftsführer Armin Schalk. Er hofft, dass firmeninterne Abläufe und die Kommunikation jetzt effizienter funktionieren. Viele seiner 450 Mitarbeiter pendeln täglich nach Gilching, daher ist die Firma sehr interessiert am weiteren Ausbau des Nahverkehrs.

Nicht weit vom Gewerbegebiet Gilching-Süd entfernt, auf der anderen Seite des Flughafens, besucht am Freitagvormittag zeitgleich Wolfgang Heubisch (FDP), Vizepräsident des Bayerischen Landtags, mit Britta Hundesrügge, FDP-Kreischefin, und Victoria Beyzer, Gautinger FDP-Chefin, die Firma Diehl Aviation im Oberpfaffenhofener Astopark. Diehl fertigt allerlei Komponenten für alle Airbus-Modelle, hat aber auch Flugzeughersteller wie Boeing und Embraer als Kunden.

Spezielles Thema auch hier: die bessere Verkehrsanbindung durch einen S-Bahn-Halt in Weichselbaum. Wie schon zuvor die CSU-Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig bei der Feier in Gilching-Süd, verspricht auch Heubisch, sich für die Wiedereinführung der Haltestelle einzusetzen, die während der Olympischen Spiele 1972 in Betrieb war und dann in Vergessenheit geriet.

Immerhin arbeiten fast 10 000 Menschen in den Gewerbegebieten rund um Gilching und Oberpfaffenhofen. Und es werden immer mehr. "Das Wachstum wird nicht aufhören, aber sich verlangsamen", sagt Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter. Auch er ist überzeugt, dass die Infrastruktur verbessert werden muss. "Es kann nicht sein, dass unsere Mitarbeiter eine halbe Stunde an der Ampel stehen, wenn sie am Feierabend von der Friedrichshafener Straße hinaus auf die Staatsstraße wollen", erklärte Diehl-Fertigungsleiter Thomas Maier. Die FDP-Truppe machte sich für neue Kreisverkehre zur Anbindung der Gewerbegebiete stark.

Doch trotz aller Probleme: Dass der Landkreis für die Zukunft gewappnet ist, zeigt auch der soeben erschienene Zukunftsatlas des Schweizer Beratungsunternehmens Prognos. Darin belegt Starnberg unter 401 deutschen Landkreisen Platz acht. Rang eins und zwei gehen an Stadt und Landkreis München. Etwas ausgebremst hat den Landkreis Starnberg seine Altersstruktur - es leben hier überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Dafür belegt er in der Kategorie Wohlstand den ersten Platz.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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