Hochschule:Schwere Vorwürfe gegen Passauer Uni-Präsidentin

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Kurz vor der Präsidentenwahl schlagen die Wogen an der Universität Passau erneut hoch: Nachdem Professoren seit Monaten Amtsführung und Kommunikationsstil von Unipräsidentin Carola Jungwirth kritisieren und in der SZ von einem "Klima der Angst" sowie "autokratischem Führungsstil" gesprochen hatten, hat sich Pädagogikprofessor Norbert Seibert am Wochenende erstmals offen in der Passauer Neuen Presse (PNP) geäußert. Seine Kollegen wollten aus Sorge vor Konsequenzen anonym bleiben. Seibert spricht von einem "zerrütteten Verhältnis" zur Präsidentin, von vier ihm angedrohten Disziplinarverfahren und "massiven Konflikten, Drohungen und Verletzung einer Reihe von Fürsorgepflichten mir als Mitarbeiter gegenüber". Er reichte im Februar im Wissenschaftsministerium eine Sach- und Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Jungwirth ein. Der SZ liegt eine weitere Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Präsidentin vor. Die Vorwürfe ähneln sich. Wie berichtet, wollen sich weder das Wissenschaftsministerium noch Jungwirth dazu äußern.

Seiberts Interview ist die jüngste Episode im Kampf um die Deutungshoheit am Passauer Campus, der durch die Debatten um Jungwirth seit Wochen gespalten ist. Offen kritisierten bisher aber allein die studentischen Senatoren Sophia Rockenmaier und Florian Weigl die strategische Ausrichtung der Uni, den Umgang sowie die Kommunikation der Präsidentin. Sie beklagen, von der Unileitung ignoriert zu werden. Jungwirth führt den Unmut der Professoren auf ihre Reformen zurück und gab der PNP zu Protokoll, dass sie an der Uni "kaum inhaltliche Kritik" an ihr sehe. Die Studenten widersprachen prompt in einem offenen Brief.

Adressat dieses Meinungskampfes ist der Universitätsrat. Zwanzig Mitglieder wählen am 17. Juli das Oberhaupt der Uni, darunter zehn Externe wie die PNP-Verlegerin Simone Tucci-Diekmann, Vertreter von Unternehmen und ein Schulleiter. Der offizielle Wahlvorschlag ist seit dem Wochenende bekannt: Der Eichstätter Pädagogikprofessor Ulrich Bartosch, 59, und die Passauer Kulturwissenschaftlerin Ursula Reutner, 42, stehen neben Jungwirth, 53, zur Wahl. Am kommenden Mittwoch treffen die drei bei einer Podiumsdiskussion der Studentenvertreter aufeinander.

© SZ vom 08.07.2019 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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