Rechtsextremistische Gruppierung:"Wodans Erben" provozieren auf dem Jakobsplatz

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Eine Gruppe von etwa zehn Personen ist vor der Synagoge aufgetreten. Die Polizei kontrollierte die Teilnehmer und setzt auch weiterhin auf ihre Linie: Jeder Einzelfall wird geprüft.

Von Martin Bernstein

Wochenlang haben sie Ruhe gegeben. Jetzt ist die rechtsextremistische Gruppierung "Wodans Erben Germanien" wieder in München aufgetreten - ausgerechnet vor dem Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde auf dem Jakobsplatz. Das hat die Münchner Polizei am Freitag bestätigt. Der Vorfall ereignete sich am Samstagabend vor einer Woche.

Rund zehn Personen sollen beteiligt gewesen sein, teilt die Polizei mit, "locker formiert", aber mit einheitlicher Oberbekleidung mit dem Aufdruck "Wodans Erben Support Germanien". Die Gruppe habe den Sankt-Jakobs-Platz "ohne viel Aufhebens überquert". Polizisten beobachteten das rechte Treiben, holten Verstärkung und unterzogen die Teilnehmer kurz darauf "einer intensiven Personenkontrolle". Relevante Verstöße seien dabei nicht begangen worden.

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Dennoch bleibt die Münchner Polizei bei ihrer Linie: Man werde in jedem Einzelfall prüfen, ob das gezeigte Verhalten strafrechtlich oder ordnungswidrigkeitenrechtlich relevant sei. Doch auch "wenn im Einzelfall durch selbsternannte Bürgerwehren keine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung festgestellt werden kann, hat die Münchner Polizei Personen, die sich an solchen vermeintlichen Bürgerwehren beteiligen, genau im Blick", heißt es auf Nachfrage aus dem Präsidium. Es werde deshalb auch in Zukunft intensive Kontrollen und Überprüfungen geben, wenn "Wodans Erben" oder ähnliche Gruppierungen in München auftauchen. In einem Fall aus den vergangenen Monaten hat die Polizei ein Verfahren wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.

Seither ist die Gruppierung vorsichtiger geworden. Ihre Aktivitäten auf Facebook hat die "Division Bayern" aufgegeben, die Youtube-Filmchen früherer Auftritte sind nicht mehr abrufbar. Einige ehemals führende Mitglieder zeigen sich im Netz jetzt nicht mehr so gerne mit dem "Wodan"-Emblem. Offenbar, darauf deuten aktuelle Bilder hin, hat es auch personelle Veränderungen in der Gruppierung gegeben.

Zuletzt hatte die vom Verfassungsschutz beobachtete Gruppe sich im Februar und März mit provozierenden Auftritten gebrüstet. Die Rechtsextremisten versetzten Flüchtlinge in Angst und Schrecken, als sie in geschlossener Formation in eine Moosacher Asylbewerberunterkunft eindrangen. Und sie demonstrierten ihre Nähe zum Nationalsozialismus, als sie zum ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit Fackeln marschierten und zu den historischen Nazibauten in der Maxvorstadt und anschließend ein Video veröffentlichten, in dem zu lesen war: "Der Balkon wo Adolf Hitler stand, um seine Parade abzunehmen. An den Tag wo Er Reichkanzler wurde." Mit ihrem Fackelmarsch in Nürnberg bringe die Gruppe "unzweideutig die Sympathie für ein System politischer Gewalt- und Willkürherrschaft zum Ausdruck, in dem Menschenrechte systematisch missachtet wurden", urteilte der Verfassungsschutz.

Nach einer Versammlung an der Bogenhausener Odinstatue Anfang März holten Polizisten sechs Teilnehmer aus der Straßenbahn, nahmen deren Personalien auf und erstatten Anzeige wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Einige aus der Gruppe trugen auch damals schwarze Jacken mit dem Emblem von "Wodans Erben" - ein Helm mit gekreuzten Äxten.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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