Transidentität:Keine Krankheit

Konversionstherapien für Transmenschen zu erlauben, ist Willkür.

Von Rainer Stadler

Es ist das Verdienst von Gesundheitsminister Jens Spahn, wenn der Bundestag in den kommenden Monaten über ein Gesetz abstimmt, das Konversionstherapien für Homosexuelle verbietet. Zu Recht kritisierte Spahn, die Therapien seien "eine Form der Körperverletzung". Homosexualität sei keine Krankheit, daher gebe es nichts zu therapieren.

Dem ist nicht zu widersprechen, nur: Dasselbe gilt auch für Transsexualität. Trotzdem darf sie auch künftig therapiert werden, weil Spahns Gesetzesinitiative Transsexuelle nicht berücksichtigt. Wenn der Minister aber diese Körperverletzung Transsexueller weiter duldet, drückt er damit aus, das für ihn nur die Unversehrtheit Homosexueller zu zählen scheint. Sein halbherziges Verbot schafft neue Diskriminierung. Unbelehrbare könnten es gar als Ermutigung verstehen, Menschen, die ihr biologisches Geschlecht angleichen wollen, weiterhin mit Methoden zu drangsalieren, die weder medizinisch noch moralisch zu rechtfertigen sind.

Mehrere US-Bundesstaaten haben die Praxis längst verboten. Auslöser war dort der Tod eines Jungen, der sich sein kurzes Leben lang im falschen Körper gefangen fühlte; die Eltern hatten ihn zur Konversionstherapie geschickt. Solche Therapien in Deutschland vom Verbot auszunehmen, ist Willkür. Sie sind in jedem Fall verletzend.

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