Erlangen:Unterstützung für Demenzpatienten

Neues Forschungsprojekt soll Erkrankten und Angehörigen helfen

Von Dietrich Mittler, Erlangen

Oftmals viel zu lange müssen Demenzkranke und ihre Angehörigen in Bayern darauf warten, dass sie fundierte Informationen über die Symptome der Krankheit sowie über Hilfs- und Therapiemöglichkeiten erhalten. Durch das 2018 abgeschlossene Projekt "Bayerischer Demenz Survey" wurden gravierende Defizite sichtbar. Mit einer Auftaktveranstaltung in Erlangen startete am Montag offiziell das neue Forschungsprojekt "Digitales Demenzregister Bayern", das diese Lücken schließen soll. Anders als beim Demenz Survey, der sich auf die drei Standorte Dachau, Erlangen und Kronach beschränkte, haben die Forscher dieses Mal alle sieben Regierungsbezirke Bayerns im Blick. Die Staatsregierung fördert das Projekt bis Ende 2020 mit rund 2,2 Millionen Euro.

Im Freistaat sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums circa 240 000 Menschen an Demenz erkrankt. Sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Angehörigen ist das mit hohen Belastungen verbunden. Barbara Lischka von der Fachstelle für pflegende Angehörige und Demenzberatung in Nürnberg weiß um die Konflikte, die da entstehen können: "Ganz oft ist es so, dass sich der erkrankte Mensch nicht selber um die Diagnose kümmert, sondern dass das von der Familie ausgeht", sagt sie. Meist falle es den Kindern oder dem Ehepartner auf: "Mensch, da hat sich doch etwas verändert." Nicht selten aber reagierten Demenzkranke so: "Mit mir ist alles in Ordnung, ihr seid so komisch geworden."

Was in Nürnberg mit der Fachstelle für pflegende Angehörige und Demenzberatung an Hilfestellung bereits eingespielt ist, könnte auch in anderen Regionen das Leben der Betroffenen erleichtern - wenn die denn um die Angebote wüssten. In acht von zehn Fällen findet die Pflege in Privathaushalten statt. Auch aus diesem Grund liegt beim neuen Projekt der Fokus auf Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld. Strategisch werden für das Demenzregister zwei Ziele vorgegeben. Zum einen geht es darum, Daten zu erfassen, um die Komplexität und den Langzeitverlauf der Erkrankung in Zukunft mehr zu verstehen - und in Folge dessen die Versorgung verbessern zu können. Der zweite Schwerpunkt liegt darauf, eine Online-Plattform mit Unterstützungsangeboten für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und ehrenamtliche Helfer einzurichten.

"Das Projekt soll dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Erkrankten und ihrer Angehörigen insbesondere in den ländlichen Regionen zu verbessern", hieß es. Am Aufbau des Registers beteiligen sich die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und das Uniklinikum Erlangen im Verbund mit dem Innovationscluster "Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: