Frankreich:Wachkoma-Patient Vincent Lambert ist tot

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  • Vincent Lambert ist nach mehr als zehn Jahren im Wachkoma gestorben.
  • Der Fall hatte viele Gerichte beschäftigt, da Lamberts Eltern unbedingt die lebenserhaltenden Maßnahmen fortsetzen wollten.
  • Sie haben bereits Klage gegen die behandelnden Ärzte und das Krankenhaus in Reims eingereicht.

Vincent Lambert ist gestorben. Der 42-jährige Franzose hatte seit einem Motorradunfall 2008 im Wachkoma gelegen. Lamberts Eltern, seine Ehefrau sowie seine Ärzte hatten über Jahre hinweg darüber gestritten, ob die lebenserhaltenden Maßnahmen fortgesetzt werden sollten oder nicht. Während seine Ehefrau einen Abbruch der Behandlung befürwortete, wollten seine katholischen Eltern dies verhindern. Sie legten Beschwerde beim UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein und forderten, dass dessen Entscheidung abgewartet würde.

Am 9. April 2018 hatte das Ärzteteam entschieden, die Behandlung von Lambert zu stoppen. Diese Entscheidung war vom obersten französischen Gericht bestätigt worden. Bereits drei Jahre zuvor hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Entscheidung eines anderen Ärzteteams bestätigt, die Behandlung von Lambert einzustellen. Ein Berufungsverfahren der Eltern wurde zuletzt am vergangenen Freitag vom Verwaltungsgericht in Châlons-en-Champagne östlich von Paris abgelehnt.

Lamberts Eltern hatten schließlich darauf verzichtet, weiterhin gerichtlich für seine Weiterbehandlung zu kämpfen. "Vincents Tod ist jetzt unvermeidlich", zitierten französische Medien am Montag aus einem offenen Brief der Eltern. "Es bleibt nichts anderes zu tun, als zu beten und unseren lieben Vincent in Würde und Meditation zu begleiten." Nachdem am vergangenen Dienstag die Behandlung Lamberts gestoppt wurde, habe sich seine Lage verschlechtert, so der Anwalt der Eltern, Jean Paillot. Es habe Komplikationen durch die Sedierung gegeben.

Staatsanwaltschaft beginnt Vorermittlungen wegen Mordes

Bereits im Mai hatten sich Staatspräsident Emmanuel Macron, mehrere französische Bischöfe und Papst Franziskus zu dem Fall zu Wort gemeldet. Der Papst schrieb via Twitter, man dürfe "der Wegwerfkultur keinen Raum" geben. Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit rieft zum Gebet für den Koma-Patienten auf. "Jetzt ist die Zeit für Erinnerung, Mitgefühl und Gebet für Vincent Lambert", twitterte Aupetit am Mittwoch. Daher sollten in diesen Tagen Gottesdienste für den 42-Jährigen gefeiert werden. Macron hatte erkärt, es sei nicht seine Aufgabe als Präsident, eine Entscheidung aufzuheben, die gemäß der Einschätzung der Ärzte Lamberts rechtmäßig getroffen worden sei.

Lamberts Tod dürfte bald schon die Gerichte beschäftigen. Die Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen wegen Mordes eingeleitet. Französischen Medienberichten zufolge hatten die Anwälte der Eltern Klage gegen die behandelnden Ärzte und das Krankenhaus in Reims eingereicht. Über den Bahandlungsstopp hatte Lamberts Vater gesagt: "Es ist eine getarnte Ermordung, eine Sterbehilfe." Am vergangenen Wochenende war der für Lambert zuständige Arzt Vincent Sanchez von der Polizei verhört worden.

© SZ.de/KNA/dpa/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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