Aufführung an diesem Freitag:Zauberhafte Zeit im Zirkuszelt

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Die Grundschule Steinhöring verwandelt sich für eine ganze Woche in eine Manege. Alle Schüler können Artistik, Jonglage und andere Tricks ausprobieren

Von Sabina Zollner, Steinhöring

"Geht noch ein Stückchen zurück", flüstert Fiona ihren Freundinnen Hanna und Lina zu. Hoch konzentriert stehen die drei Grundschülerinnen im Klassenzimmer. Doch statt Heft und Stift halten sie Jonglierringe in der Hand. Geschickt wirft Fiona Hannah ein paar Reifen zu. Dann ist Lina an der Reihe. Langsam lässt sie die Ringe um ihre Arme kreisen. Als sie die Reifen von einem Arm auf den anderen werfen will, fallen sie jedoch zu Boden. "Ist nicht schlimm, du bist doch noch ein Kind", ruft Fiona, um ihre Freundin zu ermutigen.

Die drei Mädchen gehen in die dritte Klasse an der Grundschule in Steinhöring, die sich nun für eine Woche in ein Zirkuszelt verwandelt hat. Fünf Tage lang können alle 163 Schüler verschiedene artistische Darbietungen ausprobieren, von Jonglieren, Akrobatik bis hin zu Zaubertricks. Zu Besuch ist der Zirkus Toussini mit drei erfahrenen Artistinnen. Sie stellen nicht nur die Requisiten zur Verfügung, sondern helfen den Kindern auch bei den Proben. An diesem Freitag, 12. Juli, werden die eingeübten Kunststücke in einer Zirkusvorstellung vor den Familien aufgeführt.

Die Schüler üben fleißig um eine tolle Vorstellung für ihre Familien auf die Beine zu stellen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Den drei Freundinnen macht die Projektwoche viel Spaß. "Das ist mal was anderes - und man muss nicht immer nur schreiben", sagt Hannah und lächelt. An ihrer Nummer müssen die Mädchen aber noch ein wenig feilen. Erst wollten sie mit Bällen jonglieren, das stellte sich dann aber als zu schwierig heraus. Deshalb stiegen sie auf die Ringe um. Doch auch diese haben ihre Tücken. "Vor allem das Fangen ist schwierig", sagt Hannah etwas zerknirscht.

In der gesamten Schule ist das Zirkusfieber ausgebrochen. Auf den sonst leeren Gängen tummeln sich zur Unterrichtszeit Kinder, die Diabolos durch die Luft schwingen, Teller auf kleinen Holzstäben balancieren und mit Jongliertüchern kunstvolle Figuren einüben. Auch Valentina ist mit dabei. Zwischen Klassenzimmer und Turnhalle steht sie mit zwei Holzstangen, die über eine Schnur verbunden sind. Lässig lässt sie ein Diabolo durch die Luft fliegen, bevor sie es wieder mit der Schnur auffängt. Die Viertklässlerin ist ebenfalls begeistert von der Zirkuswoche - und freut sich schon jetzt darauf, ihr Können zu präsentieren. "An Diabolos gefällt mir, dass man immer etwas Neues ausprobieren kann", sagt die Zehnjährige, die ohnehin in der Zirkus-AG der Schule aktiv ist.

Drei Artistinnen vom "Zirkus Toussini" sind in der Grundschule Steinhöring zu Gast. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch in den Klassenzimmern ist diese Woche alles anders. Die Stühle und Tische sind beiseite geschoben, die Schüler völlig durchgemischt. Zu welcher Klasse man gehört, spielt in diesen Tagen keine Rolle. Auch im Musikraum wird unter Anleitung der Artistin Inga Schäfer vom Zirkus Toussini geübt, auf dem Programm stehen Zaubertricks. Während die einen Kinder ihre Darbietungen präsentieren, müssen die anderen beurteilen, ob diese glaubwürdig sind. "Eins, zwei, drei, Zauberstab komm jetzt herbei", ruft die sechsjährige Paulina, plötzlich erscheint ein Zauberstab hinter ihrem Rücken. Die Mitschüler klatschen begeistert. Neben Paulina stehen vier Kinder mit einem Seil in der Hand. "Ene mene mei, Seile werdet zu Stein", sagt Paulina, und tatsächlich: Die Schnüre verfestigen sich auf einmal und sehen aus wie Stäbe. Die Erstklässlerin ist dabei ganz in ihrem Element. "Mir gefällt, die Leute täuschen zu können", sagt sie. Doch ihre jungen Kollegen sind noch nicht ganz zufrieden mit der Vorstellung. "Ihr müsst das alles gleichzeitig machen", kritisiert eines der Kinder. Also wird noch einmal geübt.

Einiges los ist auch in der Turnhalle, hier können die Kinder bereits auf der echten Bühne proben. Überall hängen bunte dreieckige Fahnen, ein großes Schild mit der Aufschrift "Toussini" samt samtigem Vorhang steht in der Mitte der Halle. An der Seite sind Matten aufgestellt, auf denen die Kinder Akrobatikübungen ausprobieren. Zwei Mädchen purzeln herum. Da bekommt das Ganze plötzlich Form: Die beiden stellen sich in der Mitte auf allen vieren auf, zwei weitere Kinder kommen hinzu und die Gruppe fängt an, einen sternförmigen Kreis zu bilden. Dann stellen sich vier Kinder auf den Rücken der unteren beiden, während sie von vier weiteren gestützt werden. Etwas wackelig halten sich die Schüler in der menschlichen Pyramide, den Blick auf den Boden gerichtet. Nur eine Akrobatin wirkt ganz selbstbewusst und elegant. Die siebenjährige Sophie hat im Turnen bereits Übung, zufrieden grinst sie Richtung Lara Schönthal. "Es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder gegenseitig unterstützen", sagt die Trainerin.

Nach den Proben gibt es für die Kinder erst einmal eine kurze Pause. Damit alle Schüler alles ausprobieren können, dürfen sie auch in jeweils andere Gruppen reinschnuppern. Bereits fünf Minuten vor Pausenende stehen die nächsten Kinder vor der Turnhalle Schlange. Es scheint, als könnten sie es kaum erwarten. "Hallo Zirkuskinder!", begrüßt Andrea Heller die Kleinen. Für die Lehrerin ist die Zirkuswoche eine Herzensangelegenheit: "Hier ist einfach für jeden etwas dabei, und die sozialen Kompetenzen werden natürlich gestärkt", sagt sie. Auch die Kinder scheinen richtig begeistert zu sein. Die Rückkehr zum Schulalltag kommende Woche könnte ihnen deswegen womöglich schwerfallen. Das ein oder andere Kind wird sich dann vielleicht wünschen, die Ferien herbeizaubern zu können.

© SZ vom 12.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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