IAB:Jobverluste wettgemacht

Die bundesweiten Jobverluste durch Automatisierung seit den Siebzigerjahren wurden einer Untersuchung zufolge durch neue Arbeitsplätze weitgehend kompensiert. "Der deutsche Arbeitsmarkt konnte den Strukturwandel bislang alles in allem ausgleichen", teilte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit. "Technischer Fortschritt hat nicht zu weniger Arbeit geführt, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen und Arbeitskräften", schreiben die IAB-Forscher Hermann Gartner und Heiko Stüber.

Für Hochqualifizierte seien sogar mehr Arbeitsplätze hinzugekommen, als über die Jahre verschwunden sind, betonen die Wissenschaftler, deren Institut zur Bundesagentur für Arbeit gehört. Für Geringqualifizierte seien dagegen weniger neue Stellen entstanden als abgebaut wurden. Die technologische Entwicklung sei verbunden mit einer qualitativen Veränderung: Die Nachfrage nach Hochqualifizierten sei gestiegen, der Bedarf nach Geringqualifizierten habe dagegen abgenommen. Durch den ausgeweiteten Einsatz von Computern in den vergangenen 20 Jahren sei der Anteil der Stellen, die verloren gingen, nicht gestiegen. Seit 2005 sei er sogar zurückgegangen: "Es gibt also keinen Trend zu einem Turboarbeitsmarkt, denn dann müssten die Auf- und Abbauraten steigen", erklärten die Experten.

Bezogen auf die aktuelle Digitalisierungsdebatte (Wirtschaft 4.0) erwarten die Forscher, dass auch hier das Beschäftigungsniveau unter dem Strich nicht sinken wird. Das IAB prognostiziert allerdings große Umbrüche: Durch die Digitalisierung werden rund 1,5 Millionen Stellen wegfallen, jedoch in ähnlichem Umfang auch neue Jobs entstehen. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung, damit die Beschäftigten mit den Herausforderungen der Digitalisierung schritthalten können, hieß es.

© SZ vom 17.07.2019 / epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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