Ebersberg:Wenn elf Fußgänger an der Ampel warten - und keiner drückt

Die Ampel vor dem Gasthaus Alte Post am Ebersberger Marienplatz. (Foto: Korbinian Eisenberger)

Man hört quasi schon Grillenzirpen, Strohballen wehen über den Ebersberger Marienplatz, und noch immer stehen sie da. Kommt die Erlösung?

Glosse von Korbinian Eisenberger

Wissenschaftler haben vor einigen Jahren errechnet, dass der Durchschnittsdeutsche zwei Wochen seines Lebens an Ampeln wartet. Stimmt diese Rechnung, so ist eines sicher: Wer längere Zeit seines Daseins in Ebersberg verbracht hat, der toppt den Bundesschnitt bei weitem. Wahrscheinlich muss man für ein korrektes Ergebnis eines Ebersbergers noch mal ein, zwei Wochen oben drauflegen.

Zu diesem mathematisch kaum widerlegbaren Schluss muss kommen, wer diese Szene vergangene Woche beobachtet hat. Die Beteiligten Hauptpersonen: Elf Fußgänger, die am Marienplatz vor dem Gasthaus Alte Post an der Ampel stehen und warten. Positiv sei erwähnt, dass sich die elf an der für Fußgänger geeigneten Fußgängerampel einfanden. Aus straßenverkehrsordentlicher Sicht erfreulich ist sicher auch, dass keiner bei Rot über die Straße schlich. Allerdings ist es auch äußerst verwunderlich.

Denn dieses Ampellicht ist stur wie ein Oberndorfer Ochse. Da kann der Bub auf seinem Cityroller noch so ungeduldig hin- und herwippen, die Farbe Rot ist wie in den Elektrokasten hineintätowiert. So langsam werden sie nervös, die elf vor der Ampel an der Alten Post. Minuten sind vergangen, man glaubt im Verkehrslärm sehr deutlich Grillen zirpen zu hören, ganz sicher weht es gerade Strohballen über den Marienplatz. Und immer noch rot. Da kommt ein junger Mann um die Ecke, schaut sich die Szene an, geht zur Ampel und drückt auf den "Signal kommt"-Knopf. Sekunden später springt die Ampel auf grün. Wer weiß, wie lange die elf Ebersberger sonst noch gewartet hätten.

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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