Schwimm-WM:"Die ganze Woche ist ein Wahnsinn!"

Rob Muffels

Rob Muffels gewinnt zusammen mit Lea Boy, Sarah Köhler, Sören Meißner Gold in der Mixed-Staffel.

(Foto: AP)
  • Die deutsche Mixed-Staffel gewinnt das Rennen über 4x1,25km und holt Gold vor Italien und den USA.
  • Es ist der zweite Sieg und die vierte Medaille für das deutsche Freiwasserteam. Im Medaillenspiegel bedeutet das derzeit Rang drei.
  • Der Erfolg kommt für die Mannschaft unerwartet. Vor zwei Jahren gab es keine einzige Medaille.

Von Saskia Aleythe

Als Sportler kann man nie wissen, wann einen der größte Tag ereilt. Rob Muffels hat sich vor fünf Jahren schon einmal einen Traum erfüllt: Bei der EM 2014 in Berlin kam der damals 19-Jährige nicht nur zu seiner ersten Silber-Medaille bei den Erwachsenen, über fünf Kilometer schlug er auch noch vor Thomas Lurz an, dem Mister Freiwasser, mit all seinen Titeln im offenen Gewässer. "Seitdem ich Freiwasser schwimme, habe ich davon geträumt, mit Thomas bei einer internationalen Meisterschaft gemeinsam auf dem Treppchen zu stehen", sagte Muffels damals, "er ist mein Idol". Und nun hat er schon wieder eins bezwungen.

Als Muffels am Donnerstagmorgen aus dem Hafenbecken in Yeosu stieg, konnte er ein Erfolgserlebnis feiern, das mehr wert ist als die EM-Plakette von damals: Mit der 4x1,25km-Mixed-Staffel schwamm Muffels zu Gold und kann sich jetzt tatsächlich wieder Weltmeister nennen, 2015 gelang ihm im Team der WM-Titel. Zusammen mit Lea Boy, Sarah Köhler und Sören Meißner schwamm er nun in Südkorea vor Italien und den USA ganz oben aufs Podest. Und schaltete im Schlussspurt nach 53:58,7 Minuten jemanden aus, der für ihn lange Jahre Schrecken und Vorbild zu gleich war: Gregorio Paltrinieri, der Olympiasieger über 1500 Meter. "Das werde ich in meine Biographie schreiben", sagte Muffels, nachdem er mit Mixed-Gold schon seine zweite WM-Medaille in Südkorea geholt hatte. Über zehn Kilometer war er hinter Freund und Trainingskollege Florian Wellbrock auf den Bronze-Rang geschwommen.

Mit 16 Jahren begegnete Muffels Paltrinieri schon einmal bei einem Meeting in Rom, damals schwamm der Deutsche auch noch im Becken. "Er war über 1500 Meter über eine Minute schneller als ich - und mein Jahrgang", erinnerte sich Muffels, "da habe ich gedacht: Verdammt, ich bleibe im Freiwasser."

Dass viele Wege zu Schwimm-Medaillen führen können, hat der Deutsche nun bewiesen. 2015 hatte er neben Team-Gold auch Silber über fünf Kilometer gewonnen, nun kamen zwei weitere Auszeichnungen dazu. "Das ist absolut unerwartet, dass es hier so gut ausgeht", sagte er und meinte damit auch die gesamte Bilanz der Deutschen: Mit Wellbrocks Gold und Muffles Bronze über zehn Kilometer und der Bronze-Medaille von Leonie Beck über fünf Kilometer bedeutet die Ausbeute vor Beginn der Beckenwettbewerbe: Rang drei im Medaillenspiegel, hinter Russland und China.

Dabei erlebte Startschwimmerin Lea Boy mit 19 Jahren ihr WM-Debüt, sie erfüllte ihre Aufgabe trotz großer Nervosität tadellos, übergab als Fünfte auf Sarah Köhler, die bei der EM in Glasgow im vergangenen August Silber über 1500 Meter gewonnen hatte und auch zwei Staffel-Plaketten holte. Bei hohem Wellengang musste sie gegen viele männlichen Konkurrenten anschwimmen und kam mit einem Rückstand von 36 Sekunden zum nächsten Wechsel. Sören Meißner schwamm die Lücke wieder zu und führte Deutschland an die Spitze. "Die drei vor mir haben einen super Job gemacht", sagte Muffels, "ich hatte einfach nur die Aufgabe, den Italiener zu halten und im Endspurt dann vorbeizugehen". Tatsächlich musste er auch gegen die USA ankämpfen, zu dritt ging es auf die letzten Meter, die der Deutsche mit 0,2 Sekunden für sich entschied. "Gegen beide noch den Endspurt zu gewinnen, das war sehr geil", sagte Muffels im ZDF. Und WM-Debütantin Boy schien gleichsam gerührt wie glücklich zu sein: "Es ist überwältigend. Eine Ehre, mit den Dreien hier schwimmen zu dürfen."

Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz, Bruder des 2015 zurückgetretenen Thomas Lurz, benannte seine Glücksgefühle so: "Die ganze Woche ist ein Wahnsinn!". 2017 waren die Freiwasser-Schwimmer gänzlich ohne Medaille nach Hause gekehrt. Den vier Staffel-Schwimmern und -Schwimmerinnen gab er eine "Note 1 mit Stern". Und was für die Zukunft auch Hoffnung macht: Mit vier Startplätzen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ist die Chance auf weitere große Momente auf jeden Fall gegeben.

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