Niederbayern:Ulrich Bartosch löst umstrittene Uni-Präsidentin in Passau ab

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Ulrich Bartosch ist neuer Präsident der Universität in Passau. (Foto: Bartosch)
  • Die Universität in Passau hat einen neuen Präsidenten: den Eichstätter Pädagogik-Professor Ulrich Bartosch.
  • Bartosch ist Nachfolger von Carola Jungwirth, der mehrere Professoren einen autokratischen Führungsstil vorgeworfen haben.
  • Als erstes Ziel verkündete Bartosch, Passau zur dritten deutschen Europauniversität zu machen.

Von Anna Günther, Passau

Denkbar knapp ist die Entscheidung ausgefallen, am Ende aber entschieden sich die 20 Mitglieder des Passauer Universitätsrats für einen Wechsel an der Spitze. Im zweiten Wahlgang stimmten am Mittwoch zwölf von ihnen für den Eichstätter Pädagogik-Professor Ulrich Bartosch, 59. Er wird am 1. April 2020 neuer Präsident und löst Carola Jungwirth, 53, ab. Die zuletzt scharf geführten Diskussionen um Jungwirths Führungsstil, ihre Art zu kommunizieren und ihre Ideen für die strategische Ausrichtung der Universität hatten monatelang Unruhe am Campus ausgelöst.

Professoren hatten sich in der SZ über ein "Klima der Angst" und "autoritären Führungsstil" beklagt. Bartosch muss nun die Lager einen. Von einer Spaltung will er nichts hören, gibt am Donnerstag den Diplomaten: "Ich sehe keine zwei Lager, ich sehe nur eine Universität." Die "vorhandenen Enttäuschungen und Kränkungen" müssen nun überwunden werden.

Die Erwartungen sind groß, nicht nur seitens der Studenten. Während Professoren Jungwirth aus Furcht vor Konsequenzen anonym kritisierten, waren die studentischen Senatoren Sophia Rockenmaier und Florian Weigl lange die einzigen, die sich offen gegen Jungwirth aussprachen und bemängelten, nicht in Entscheidungen einbezogen zu werden.

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Bartosch hatte den Studenten kürzlich bei einer Podiumsdiskussion der drei Kandidaten zugesichert, sie stärker zu beteiligen und sich für einen Vizepräsidentenposten einzusetzen. Dieser ist im bayerischen Hochschulgesetz nicht vorgesehen, Bartosch will sich für einen Test stark machen. "Ich bin ein Fan dieser Regelung, seit die Zeppelin-Uni das eingeführt hat. Die Studenten sind dort stärker im operativen Geschäft präsent", sagt Bartosch. Die Uni in Friedrichshafen benannte 2009 als erste in Deutschland einen studentischen Vizepräsidenten.

Inhaltlich plant Bartosch keine echte 180-Grad-Wende, er wolle das "Geleistete wertschätzen", sagt er, und mit allen ins Gespräch zu kommen, um Expertise von innen und außen zu nutzen und die Uni gemeinsam voranzubringen. Erstes Ziel sei, Passau zur dritten deutschen Europauniversität zu machen. Zudem will Bartosch mit Professoren und Wirtschaft Studiengänge entwickeln, die die Großthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Europa verbinden. Seit 20 Jahren befasst er sich etwa in der Führungsebene der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler mit Universitätsentwicklung und Reformen, gestaltete den Bologna-Prozess mit und war Senator sowie Dekan an der Katholischen Uni Eichstätt.

Er hofft auf einen geordneten Übergang und gute Zusammenarbeit mit der abgewählten Präsidentin Jungwirth sowie ihrer anderen Herausforderin, der Passauer Kulturwissenschaftlerin Ursula Reutner, 42, die im ersten Wahlgang ausgeschieden war. Jungwirth kehrt am 1. April 2020 an ihren Lehrstuhl in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zurück.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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