A995 bei Unterhaching:Mit klarem Kopf gegen die Wand

A995 bei Unterhaching: Das Angebot für eine Lärmschutzwand auf dem bestehenden Wall soll nun geprüft werden.

Das Angebot für eine Lärmschutzwand auf dem bestehenden Wall soll nun geprüft werden.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde lässt nun doch Lärmschutz an der Giesinger Autobahn prüfen - und hofft, damit die Diskussion zu beenden.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Das Unterhachinger Rathaus lässt nun doch eine Lärmschutzwand entlang der Giesinger Autobahn prüfen. Im vergangenen November wollte der Gemeinderat noch jegliche baulichen Lärmschutzmaßnahmen an der A 995 zu den Akten legen und lehnte ein Bauleitverfahren ab. In seiner Sitzung am Mittwochabend aber ist er umgeschwenkt und will zumindest das Angebot einer Firma aus Kaufbeuren von einem externen Gutachter abklopfen lassen. Das Gremium folgt damit einem Antrag der CSU-Fraktion, die im Herbst selbst aus Kostengründen Abstand vom Bau eines Walls oder einer Wand genommen hatte, dann aber auf Druck der vom Lärm betroffenen Anwohner die Angelegenheit wieder aufgriff.

Mittlerweile gibt es wohl in Unterhaching kein Thema, das viele Bürger so aufbringt wie der Lärmschutz entlang der Autobahn. Da sind auf der einen Seite die Befürworter einer Wand, die keine Gelegenheit auslassen, auch lautstark in Sitzungen auf ihre Forderung aufmerksam zu machen und inzwischen eine Petition im Bayerischen Landtag mit der Überschrift "Stopp der Abrodung entlang der A 995" eingereicht haben, die sich gegen Pläne der Gemeinde richtet, den Wald entlang der Autobahn umzugestalten, um so einen bessere Lärmschutz zu erzielen. 797 Einwohner haben das unterschrieben.

Ein Teil der Unterhachinger reagiert aber auch reichlich genervt auf die Forderungen. Zumal das von der Gemeinde in Auftrag gegebene Lärmschutzgutachten zeigt, dass nur wenige Bürger tatsächlich von einer solchen Lärmschutzmaßnahme profitieren würden. Ein ursprünglich mal angedachter Wall würde die Gemeinde zehn Millionen Euro kosten, hatte die Bauabteilung errechnet. Daher war der Gemeinderat auf die Prüfung eines Waldumbaus umgeschwenkt, was wiederum die Lärmschutzwand-Befürworter aufbringt. Sie befürchten vor der Aufforstung erst einmal eine "Abholzung einer Waldfläche von circa 1,4 Kilometern Länge und 30 Metern Breite" und machen auf Flugblättern, in Leserbriefen und in sozialen Netzwerken dagegen mobil.

Die SPD spricht von "Fake News"

Gegen diese Kampagne wehrt sich nun die Unterhachinger SPD und spricht von "Fake News". Es sei weder eine Abholzung noch eine Aufforstung beschlossen, sondern der Auftrag erteilt worden, Informationen einzuholen, auf deren Basis weitere Überlegungen diskutiert werden könnten, betonen die Fraktionsvorsitzende Waltraud Rensch und die Ortsvereinsvorsitzende Sabine Schmierl. "Mir reicht's mit Ihrer Wortverdreherei!", beklagte sich auch Gertraud Schubert von den Grünen auf Facebook. "Niemand spricht vom Abholzen."

Nun wünschen sich viele im Gemeinderat, dass sich durch die Überprüfung des Kostenangebots in Höhe von 2,9 Millionen Euro die Wogen glätten. "Wir hoffen, dass die Prüfung zur Versachlichung führen und die falschen Informationen ad absurdum geführt werden", sagte Rensch in der Sitzung am Mittwoch. Laut Angebot soll in den Kosten die Realisierung einer fünf Meter hohen Wand auf dem bestehenden Wall inklusive Baustelleneinrichtung, Planungskosten, Unterhalt und verkehrsrechtlichen Maßnahmen enthalten sein. Der Unterschied zu den bisherigen Überlegungen: Statt eines Bauwerks direkt an der Fahrbahnkante, was als effektivster Lärmschutz gilt, soll es hier um eine Wand auf dem bestehenden kleinen Wall gehen.

Petition zum Tempolimit wurde abgelehnt

Wie skeptisch die Verwaltung das Angebot sieht, lässt sich aus deren Ausführungen herauslesen: "Gerade die im Angebot aufgeführten Kosten für notwendige verkehrsregelnde Maßnahmen decken sich nicht mit den bisherigen Aussagen der Fachbehörden."

Während vor allem die SPD-Fraktion eher zähneknirschend die 60 000 Euro für die Überprüfung des Angebots locker macht, kommt die FDP nicht umhin zu erwähnen, als einzige Fraktion von Anfang an eine Machbarkeitsstudie für eine Lärmschutzwand befürwortet zu haben. Auch die CSU sieht laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Richard Raiser "ein dringendes Bedürfnis der Bürgerschaft, dass wir uns mit der Sache beschäftigen".

Die Sprecherin der Grünen-Gemeinderatsfraktion und Landtagsabgeordnete Claudia Köhler verwies auf eine Petition, die sie im Landtag gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Büchler für ein durchgängiges Tempolimit auf 80 Stundenkilometer auf der A 995 eingebracht hatte und die erfolglos geblieben war. "Die Profi-Kollegen von der CSU haben das gerade abgelehnt, während die Parteifreunde vor Ort für mehr Lärmschutz kämpfen", sagte sie. Zugleich erinnerte sie an eine Petition der Gemeinde zum gleichen Thema, die noch nicht eingereicht sei. "Da warten wir noch auf die Kollegen aus Taufkirchen", gab Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) zu.

Bis September sollen die Ergebnisse des externen Gutachters zu den Kosten und Nutzen der vorgeschlagenen Wand-Variante vorliegen. "Ernsthaft und zeitnah" wolle man sich im Rathaus und dann im Gemeinderat damit beschäftigen, versprach Rathaussprecher Simon Hötzl. Möglich wäre eine erneute Beratung über ein Bauleitverfahren.

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