Exzellenz-Unis:Willkommen im Zwei-Klassen-System

Einige gehen leer aus, andere stoßen an (von links): Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU), Bremens Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) und Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. (Foto: dpa)

Die Politik will Spitzen-Unis, aber bitte in der Breite. Der Exzellenz-Wettbewerb hat sich damit ad absurdum geführt. Besser hätte man es bleiben lassen.

Kommentar von Bernd Kramer

An welche Universität denkt man, wenn man nach dem deutschen Pendant zu Harvard, Yale oder Stanford sucht? Die Wissenschaftspolitik hat am Freitag gleich ein knappes Dutzend Standorte genannt, die sich fortan mit dem Exzellenztitel schmücken dürfen. In den vergangenen Jahren wurde es immer schwieriger, den Überblick zu behalten, wo denn nun deutsche Spitzenunis sind: In der ersten Runde des Wettbewerbs 2006 waren es drei Hochschulen, die das Elite-Etikett erhielten. In der nächsten Runde wuchs der Kreis auf sechs, schließlich auf elf Standorte. So hat sich der Elitewettbewerb ad adsurdum geführt.

Es war von Anfang an umstritten, ganze Universitäten und nicht nur einzelne, spezialisierte und über das Land verteilte Forschungsbereiche mit einem prestigeträchtigen Titel und viel Geld zu belohnen. Wo einmal Exzellenzuniversität draufsteht, gehen auch weitere Forschungsgelder hin; Forscher folgen dem Geld, ehrgeizige Studierende den Forschenden. Die von den Juroren postulierte Exzellenz wird zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung - auf Kosten derer, die im Wettbewerb leer ausgehen. Kleine Unterschiede zwischen den Unis werden so immer größer. Die Breite verblasst. Die Hochschullandschaft zerfällt in zwei Klassen.

Die Politik will den öffentlichkeitswirksamen Wettbewerb erhalten und gleichzeitig solche Folgen vermeiden - das gleicht der Quadratur des Kreises. Besser hätte man auf Exzellenz-Etiketten ganz verzichtet.

© SZ vom 20.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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