Olympiapark:Stummer Protest

Unbeteiligter kann man nicht aussehen als Wayne Collett und Vince Matthews 1972 im Münchner Olympiastadion bei der Siegerehrung. Sie stehen auf dem Treppchen, die amerikanische Nationalhymne wird gespielt, die Silber- und Goldmedaillen-Gewinner im 400-Meter-Lauf aber stehen da, als würden sie auf den Bus warten. Ihr Protest gegen die Rassenpolitik in ihrem Land hatte für die afroamerikanischen Sprinter zur Folge, dass sie Avery ("The Games must go on") Brundage, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, aus dem Olympischen Dorf schmiss und von den Spielen verbannte. Diesen vergessenen, stummen Protestakt der beiden US-Sportler nehmen Lerato Shadi und Justin Randolph Thompson zum Anlass für ihre Performance an diesem Samstag, 20. Juli, 18 Uhr, im Olympiapark gegenüber dem Sea Life. "State of the wind" nennen die beiden ihr Projekt, das in der Reihe "En Plein Air 2019" des Kunstraums München in Kooperation mit der Villa Romana, Florenz, zu sehen ist. Die in Berlin lebende südafrikanische Künstlerin und ihr Kollege befassen sich in ihren Arbeiten mit den Konsequenzen weißer kolonialer Politik, Ökonomie und Geschichtsschreibung aus afrikanischer beziehungsweise afroamerikanischer Perspektive.

© SZ vom 20.07.2019 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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