Vaterstetten:Ein Parkplatz für Spielzeugautos

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Gesehen in Vaterstetten: Drei Randsteinparker der etwas anderen Art. (Foto: Alexandra Leuthner)

Drinnen wählt die CSU Vaterstetten ihren Bürgermeisterkandidaten, draußen wirft eine kleine Installation am Straßenrand Fragen auf.

Kolumne von Alexandra Leuthner

Wenn große - oder weniger große - Männer der Antike das Orakel von Delphi zu ihren Zukunftsaussichten befragten, bekamen sie längst nicht immer die erhoffte Antwort. Wenn sie überhaupt sinnvolle Auskunft von der Priesterin Pythia erhielten, die aus dem Apollontempel mehr oder weniger zukunftsträchtige Ratschläge mitbrachte - man denke nur an den verlustreichen Sieg des Pyrrhos über die Römer.

Als Orakel konnten empfängliche Gemüter die kleine Fahrzeuginstallation ansehen, die am Donnerstagabend hinter dem Vaterstettener Seniorenpflegeheim aufgebaut war. Drinnen stimmten die CSU-Mitglieder über ihre zwei Kandidaten fürs Bürgermeisteramt ab, Leonhard Spitzauer und Robert Winkler. Stramm konservativer Christsozialer der eine, parteilos und ehemals Gemeinderat für die Grünen der andere. Draußen aber parkten drei Spielzeugautos vorschriftsmäßig auf reichlich großen Parkplätzen und im Kraftstoffverbrauch umweltneutral - ein Hinweis auf eine ökologische Neuausrichtung des Rathauses vielleicht? Für das Fahrrad daneben gilt ähnliches. Und dann der SUV. Als schlechtes Omen für eine zukunftsträchtige Klimapolitik ebenso weit oben auf der Liste, wie auf jener der Kohlenstoffdioxidsünder.

Es ist nicht überliefert, ob die Kandidaten mit SUV oder Rad gekommen waren. Überliefert ist nur, dass Winkler sich ein Rad als Dienstfahrzeug wünschte, den schlimmen Verkehr und die "vielen breiten Autos auf zu engen Straßen" thematisierte. Spitzauer tat das nicht, hielt aber auch seine Rede kürzer und gewann. Was er gesagt hätte, hätte er ebenfalls eine halbe Stunde gesprochen, bleibt ebenso im Dunkeln wie einst die Wahrheit in den Worten der Pythia. Deren halluzinierende Hexameter übrigens mit den Gasen zu tun hatten, die aus dem Gestein im Apollontempel aufstiegen. Darin ein Haufen Methan und Kohlendioxid, sagen die Wissenschaftler.

© SZ vom 20.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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