Sponsoren:Böses Geld

In den USA hat sich Widerstand gegen dubiose Förderer von Museen formiert. Die Häuser warten mit fortschrittlichen und kritischen Ausstellungs-Programmen auf. Doch gleichzeitig lassen sie sich von umstrittenen Konzernen unterstützen. Ein Streitfall.

Von Jörg Häntzschel

Der Protest gegen umstrittene Geldgeber amerikanischer Museen geht weiter. In den letzten Tagen haben acht auf der New Yorker Whitney-Biennale vertretene Künstler das Museum aufgefordert, ihre Werke aus der Ausstellung zu nehmen. Sie zögen damit die Konsequenz daraus, dass das Museum trotz monatelanger Proteste nicht auf die Forderung eingegangen sei, den Unternehmer Warren Kanders, der ein wichtiger Unterstützer und Vorstand des Museums ist, von seinem Posten zu entfernen, erklärten sie. Unter den Künstlern sind Nicole Eisenman, Nicholas Galanin und Eddie Arroyo. Kanders ist Geschäftsführer und Mehrheitseigner der Firma Safariland, die unter anderem Tränengas herstellt, das an der US-mexikanischen Grenze gegen Flüchtlinge und bei Demonstrationen in den USA eingesetzt wird.

Auch der Erdölkonzern BP steht als Unterstützer von Museen in der Kritik

Das Künstler- und Wissenschaftlerkollektiv Forensic Architecture hatte in seinem mit der Dokumentar-Filmerin Laura Poitras produzierten Biennale-Beitrag die Rolle von Safariland-Waffen bei der Militarisierung der Polizei thematisiert. Die Gruppe zog den Beitrag ebenfalls zurück und bat das Whitney-Museum, das Video in der Ausstellung durch neue Dokumente zu ersetzen. Laut Forensic Architecture belegen diese, dass Warren Kanders über die Holding Clarus Corporation an der Firma Sierra Bullets beteiligt sei, deren Projektile 2018 von Scharfschützen der israelischen Armee im Gaza-Streifen eingesetzt wurden. Damals sind Dutzende Palästinenser getötet worden. Kanders hatte bisher immer betont, seine Firmen produzierten lediglich nicht-letale Waffen.

Schon seit Jahren kritisieren Aktivisten, dass sich Museen vor allem in den USA und Großbritannien trotz fortschrittlichen und kritischen Programms von Firmen wie dem Erdölkonzern BP unterstützen lassen. Im Zuge der in den USA grassierenden Opioid-Epidemie, allein 2017 mehr als 47 000 tote Amerikaner, rückte die Familie Sackler stärker in den Fokus der Proteste. Ihr Pharmakonzern Purdue produziert das Schmerzmittel Oxycontin, von dem viele der Drogentoten abhängig waren. Die Sacklers sind aber auch wichtige Sponsoren. Durch die Kontroverse haben unter anderem das Metropolitan Museum und das Guggenheim erklärt, sie wollten kein Sackler-Geld mehr nehmen. Letzte Woche hat der Louvre, in den Neunzigerjahren auch von den Sacklers gefördert, den Namen Sackler aus den Sälen und von der Website entfernt. An der Londoner Serpentine-Gallery richteten sich Proteste gegen die Co-Direktorin Yana Peel, die auch Anteile der israelischen Technologie-Firma NSO Group besitzt. NSO hat die Überwachungssoftware Pegasus unter anderem an Regimes wie Saudi-Arabien verkauft. Im Juni trat Peel zurück.

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