SZenario:Rauschendes Requiem

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Fast 500 Gäste kamen ins Haus der Kunst, um zu feiern - auch in Gedenken an den ehemaligen Direktor, den verstorbenen Okwui Enwezor. (Foto: Stephan Rumpf)

Bei ihrem Sommerfest gedenken die Freunde des Hauses der Kunst Okwui Enwezors und sammeln Geld für das Museum

Von Evelyn Vogel

Einen kurzen Moment lang schien das Sommerfest der Freunde des Hauses der Kunst zum Requiem zu werden. Die afrikanische Kuratorin und Direktorin des Zeitz Museums für afrikanische Gegenwartskunst in Kapstadt, Koyo Kouoh, hatte ihre Eröffnungsrede ganz ihrem Mentor, dem verstorbenen ehemaligen Direktor des Hauses der Kunst, Okwui Enwezor, gewidmet. Er habe immer mehr gewollt, immer mehr gefordert, "er erschöpfte alle um sich herum, vor allem aber sich selbst", erinnerte sie an den Mann, der noch vom Krankenbett aus seine letzte Ausstellung "Triumphant Scale" von El Anatsui kuratiert hatte. "Dieser Mann war größer, als das Leben selbst", sagte sie, und - die Tränen nur mühsam unterdrückend: "Dank Okwui Enwezor ist die Kunstwelt heute größer."

Aber Kouoh erinnerte auch an die andere Seite Enwezors: Dieser habe nicht nur die Kunst und die Künstler geliebt, sondern auch das Leben, die Freude daran und Feste. Und in diesem Sinne ging das Fest, zu dem am Freitagabend fast 500 Gäste ins Haus der Kunst gekommen waren, um Enwezors zu gedenken und unter dem Motto "A Midsummer Night" das Leben zu feiern, dann auch richtig los. Natürlich immer mit dem Ziel vor Augen, auch möglichst viele neue und zahlungskräftige Freunde für das Museum zu begeistern und bei der Auktion möglichst viel Geld für die Unterstützung des Ausstellungsprogramms zu erzielen.

Nach Champagnerempfang und Häppchen, Reden und Vorspeise ging es deshalb mit Auktionator Dirk Boll von Christie's zur Sache: Eine Viertelmillion Euro erbrachte die Auktion, bei der Boll so einige Kilometer zurücklegte. Er eilte nämlich immer raschen Schrittes die Terrasse rauf und runter, wo die Gäste auf der lang gestreckten Sitzinstallation "White Noise" des Designers Konstantin Grcic Platz genommen hatten. Inspiriert von David Chipperfields architektonischer Idee, das Haus beim Umbau zum Englischen Garten hin zu öffnen, suchte man so, ein architektonisches Raummoment nach draußen zu tragen, während ein Meer von Gräsern und Blumen sowie echte Rasenstücke, die durch die Mittelhalle bis fast zum Eingang ausgelegt waren, den Garten gleichsam ins Haus holten.

Zahlreiche Künstler waren gekommen, allen voran El Anatsui, dessen Ausstellung mittlerweile mehr als 100 000 Besucher hatte. Silvia Langen vom Vorstand der Freunde betonte denn auch in ihrer Rede, wie sehr sie sich gewünscht hätte, dass Enwezor den großen Erfolg noch erlebt hätte. Vorstand und Kuratorium der Freunde waren fast vollständig vertreten und in Gesprächen zwischen lokalen und internationalen Sammlern, Kunstfreunden, Museumsdirektoren, Kuratoren, Galeristen und Auktionatoren wie Bice Curiger, Eva-Maria Fahrner-Tutsek, Eva Felten, Ingvild Goetz, Achim Hochdörfer, Oliver Holy oder Lothar Schirmer wurde die Aufbruchsstimmung deutlich, die im Verein herrscht.

Bei der Party, die sich an das gesetzte Dinner und die Dessert-Installation mit Performance und DJ anschloss, feierte die Gesellschaft dann nicht nur das Ausstellungshaus, sondern auch sich selbst bis weit nach Mitternacht. Schließlich wissen die Haus der Kunst Freunde, was sie sich und ihrem ehemaligen Direktor schuldig sind.

© SZ vom 22.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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