Radverkehr:Schön, schlank - und unpraktisch

Radverkehr: 5000 Euro verlangt Coboc für das Ten Torino.

5000 Euro verlangt Coboc für das Ten Torino.

(Foto: Steffen Siegrist; Coboc)

Das Heidelberger Unternehmen Coboc hat mit dem Ten Torino ein elegantes Gravelbike mit Elektro-Antrieb im Programm. Doch der Minimalismus des Rades hat seinen Preis - im doppelten Sinne.

Von Hans von der Hagen

Es schimmert dunkelgrün und ist für ein Pedelec, also ein Fahrrad mit elektrischem Unterstützungsmotor, erstaunlich schlank: das Ten Torino der Firma Coboc. Das Rad sieht aus, als hätte man ein Mountainbike mit einem Rennrad gekreuzt: Gesteuert wird das Gefährt mittels einem Rennlenker, rollen tut es aber auf recht voluminösen Reifen. Es ist ein sogenanntes Gravelbike, genauer: ein Gravel-Pedelec - also ein etwas kräftiger gebautes Rennrad, das auch vor Schotterwegen nicht einknickt. Der Lenker ist auf Höhe der Griffe beidseits etwas ausgestellt. Auffällig sind die Laufräder: Sie haben eine Größe von 27,5 Zoll und sind mit zwei Zoll (also rund fünf Zentimetern) fast so breit wie bei einem typischen Mountainbike.

Gebaut wird das Pedelec vom Heidelberger Unternehmen Coboc, das 2011 von zwei Physikern gegründet wurde. Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, besonders schicke Pedelecs zu bauen. Schick bedeutet in diesem Fall vor allem puristisch oder neudeutsch: clean. Aufgrund ihrer filigraneren Bauweise wirken die Modelle von Coboc meist so, als seien sie eher für sanften städtischen Asphalt denn für grobe Schläge deutscher Feldwege gemacht. Doch mit dem Ten Torino wagt sich Coboc nun erstmals tiefer ins Gelände vor. Das Ten Torino wirkt aber nicht grobschlächtig: Es ist genauso elegant gebaut wie die übrigen Räder der Firma - bis hin zum Rücklicht, das in das Sitzrohr integriert ist. Einen klobigen Akku, der wuchtig auf dem Unterrohr sitzt, sucht man am Ten Torino vergebens.

Mit 14,5 Kilogramm zählt das Rad zu den leichteren Modellen im Pedelec-Segment

Auch der elektrische Antrieb ist eher unauffällig in der Hinterradnabe untergebracht. Das Gewicht des Motors ist zwar beim Heben deutlich zu spüren, doch das 250-Watt-Aggregat der chinesischen Firma Bafang ist so klein, dass das Rad mit 14,5 Kilogramm Gesamtgewicht vergleichsweise leicht bleibt. Gestartet wird die Elektrik mit einem Knopf am Oberrohr. Das Rad antwortet mit einigen leuchtenden LEDs im Oberrohr. Der Motor bringt sich während der Fahrt eher unauffällig ein. Er ruckelt manchmal etwas, arbeitet auch nicht ganz so leise, wie andere Nabenmotoren das mitunter schaffen, aber er ist präsent. Die Intensität, so sagt es der Hersteller, richtet sich nach der Stärke des Antritts. Je kraftvoller also ein Fahrer tritt, desto mehr arbeitet der Motor zu.

Er unterstützt bis zu der in dieser Pedelec-Kategorie maximal zulässigen Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. Das scheint für ein Fahrrad, das optisch für zügigere Fahrten konzipiert ist, nicht besonders schnell zu sein, doch spätestens nach der ersten Fahrt gegen kräftigen Wind lernt man den Motor durchaus zu schätzen. Und wenn die Straße zwischendurch zum Feldweg wird, machen sich die voluminösen Reifen bemerkbar. Sie dämpfen je nach Luftdruck große Stöße etwas ab. Auch die Carbon-Gabel stemmt sich tapfer gegen manche Vibrationen.

Die Kommunikation mit dem Fahrer ist simpel: Die LEDs im Oberrohr signalisieren, wie es um den Akku bestellt ist oder blinken rot auf, wenn es in der Elektronik hakt. Ein am Rad verbautes Display, das zum Beispiel die Geschwindigkeit anzeigen würde, gibt es nicht - man vermisst ein solches Display im Alltag aber auch nicht. Für die, die mehr brauchen, gibt es eine Handy-App, über die navigiert werden kann, die Routen aufzeichnet und das Ansprechverhalten des Motors justiert.

Der Minimalismus kann sich aber unangenehm bemerkbar machen - etwa dann, wenn der Akku geladen werden muss. Er sitzt im Unterrohr und lässt sich nicht entnehmen. Für alle, die das Rad in einer Garage laden können, ist das okay; für alle anderen steigt der Aufwand: Gegebenenfalls muss das Rad in die Wohnung getragen werden. Immerhin soll der Akku binnen zwei Stunden zu 90 Prozent, in zweieinhalb Stunden komplett aufgeladen sein, verspricht der Hersteller. Langstrecken-Pendler müssen aber auf jeden Fall an die Steckdose: Der Akku im Ten Torino hat nur eine Kapazität von 352 Wattstunden. Das ist - etwa im Vergleich zu einem E-Mountainbike - nicht besonders viel, soll aber nach Angaben des Herstellers jedoch für mehr als 70 Kilometer reichen.

Der Preis des Ten Torino liegt bei rund 5000 Euro. Damit zählt das Rad im Pedelec-Segement zur gehobenen Mittelklasse. Für das Geld gibt es nur eine Ausstattung mittleren Niveaus: eine Apex-1-Schaltung der Firma Sram und Bremsen von ebendiesem Zulieferer. Für den Tausch eines Akkus, der nur durch einen Händler vorgenommen werden darf, sind 900 Euro fällig. Ein Kauf von zusätzlichen Akkus ist nicht möglich.

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