Nachruf:Kirchseeon trauert um Hans Reupold senior

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Hans Reupold hat nicht nur die Perchten nach Kirchseeon gebracht, sondern sich auf vielfältige Weise engagiert. Nun ist er im Alter von 95 Jahren gestorben. (Foto: Renate Schmidt)

Wenn im Winter die Perchten lärmend und tanzend durch die Straßen von Kirchseeon ziehen, dann wird so manch einer denken, es handle sich um ein Brauchtum, das schon seit Menschengedenken so in der Gemeinde gepflegt werde. Tatsächlich aber hat ein einzelner Mann den Perchtenbrauch nach Kirchseeon gebracht: Hans Reupold senior, der sich auch auf vielfältige andere Weise für seine Gemeinde engagiert hat. Aus dem öffentlichen Leben hatte sich Reupold bereits vor längerem zurückgezogen, nun ist er im Alter von 95 Jahren gestorben.

"Ich habe ihn sehr bewundert für seinen Einsatz für den Perchtenbrauch. Dafür hat er gelebt", sagt Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel über Hans Reupold. Die Kreativität lag bei dem gebürtigen Kirchseeoner, der eine karge Kindheit mit vielen Entbehrungen erlebte, offenbar in der Familie. Reupold erzählte gern davon, wie sein Vater aus Kartoffeln Kasperlfiguren geschnitzt und die Mutter die Gewänder dazu aus Taschentüchern genäht hatte. Die Faszination für die Perchten begann bei ihm nach dem Krieg, in dem Reupold schwer verletzt wurde - an den Folgen litt er noch lange. Viele Gespräche mit dem damaligen Kreisheimatpfleger Heinrich Kastner nährten in Reupold den Wunsch, dieses Brauchtum auch in Kirchseeon einzuführen. 1954 fand dort der erste Perchtenlauf statt; Reupold schnitzte nicht nur die Masken, er schrieb auch Theaterstücke zum Thema, sammelte Musikstücke und Tänze und rief neue Gruppen ins Leben. Schon früh stellte er die Weichen dafür, dass das Perchtenbrauchtum nicht nur an seiner Person hängt, sondern auch über seinen Tod hinaus für Kirchseeon erhalten bleiben wird. Schon im Jahr 1991 gründete er die Perchtenstiftung, die sich unter anderem um die Bewahrung der wertvollen, empfindlichen Masken kümmert. Aus Gesundheitsgründen übergab Reupold im Jahr 2003 dann die Perchten ganz an seinen Nachfolger Wolfgang Uebelacker. Ohne ihre Perchten will die Gemeinde inzwischen ohnehin längst nicht mehr sein: In der Mittelschule ist inzwischen ein Depot eingerichtet, in der das Perchtenzubehör gelagert wird. Voraussichtlich 2020 wird dort auch ein kleines Museum eröffnen.

Doch das Wirken Reupolds in der Gemeinde lässt sich bei weitem nicht allein auf sein Engagement für das Perchtenbrauchtum reduzieren. Als SPD-Mitglied gehörte Reupold 18 Jahre lang dem Gemeinderat an, er war im Trachtenverein aktiv und leidenschaftlicher Heimatforscher. Für sein Engagement für Kirchseeon wurde er immer wieder ausgezeichnet. So war er einer der wenigen Kirchseeoner, der die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde erhielt. Er wurde mit der Johann-Andreas-Schmeller-Medaille der Kommission für Mundartforschung, dem Ehrenzeichen für Verdienste im Ehrenamt und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

© SZ vom 24.07.2019 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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