Fernsehen und Streaming:Das sind die Serien des Monats

"The Boys" scheitert als Meta-Superhelden-Serie an akuter Einfallslosigkeit. Und das Finale von "Orange Is The New Black" kritisiert Donald Trump, ohne seinen Namen zu nennen.

Aus der SZ-Redaktion

1 / 5

Orange Is The New Black, Staffel sieben (Netflix)

7 - ORANGE IS THE NEW BLACK

Quelle: JoJo Whilden

Die Serie rund um die Insassinnen des fiktiven Frauengefängnisses "Litchfield" hat seit ihrem Start 2013 immer wieder aktuelle Debatten aufgegriffen und die Sehgewohnheiten der Zuschauer verändert. In der ersten Staffel traten auf einen Schlag sehr viele sehr diverse Charaktere auf: weiße und schwarze, alte und junge, dicke und dünne, psychisch kranke, homo-, bi- und transsexuelle Frauen. Ein erster Blick in die siebte Staffel macht Hoffnung, dass die Serie für das Finale noch einmal zu ihrer alten Form zurückfindet. Bekannte und beliebte Charaktere bekommen darin die Härte des amerikanischen Einwanderungssystems zu spüren, während in der realen Welt der US-Präsident gegen Migranten hetzt und Razzien, Abschiebungen und harte Grenzen propagiert. Die Serie übt Kritik an Trump, ohne seinen Namen nennen zu müssen. Neben Piper, Alex, Taystee, Sophia und Daya werden in einer Zukunft ohne Orange Is The New Black auch diese Kommentare auf die amerikanische Gegenwart fehlen.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Nadja Schlüter.

2 / 5

The Boys (Amazon Prime)

'The Boys' Ep103 D04 Photo: Jan Thijs 2018

Quelle: Jan Thijs

In The Boys haben Superhelden den Status von Mega-Promis. Das Wohl der Menschheit liegt ihnen aber weit weniger am Herzen als das Geld, das sie mit ihrem Superhelden-Business scheffeln und anschließend in spärlich beleuchteten Clubs bei Orgien verprassen. The Boys möchte ganz augenscheinlich eine Meta-Serie sein, die das Ausmaß des realen, nicht enden wollenden Hollywood-Superhelden-Franchise aufspießt und nebenbei noch Kritik an den Verwerfungen der Unterhaltungsindustrie übt. Leider scheitert sie in beiden Aspekten an akuter Einfallslosigkeit. Es gibt floskelige Dialog, plakative Schockelementen und wenig ambivalente Figuren. Damit ist The Boys genau das, was die Serie zu kritisieren meint: Ein weiterer, wenig origineller Versuch, mit Superhelden Geld zu verdienen.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Luise Checchin.

3 / 5

Stranger Things, Staffel drei (Netflix)

1; Stranger Things 3

Quelle: Netflix

Es ist 1985 und Stranger Things ist in seiner Knutsch-Pop-Phase angelangt. Aus jedem Tapedeck, jedem Ghettoblaster und jedem Autoradio quillt der pubertäre Herzschmerz. Alles ist größer, bunter, dramatischer. Intellektuell herausfordernd ist an dieser Serie natürlich nichts. Dass Stranger Things auch in seiner dritten Staffel trotzdem noch großen Spaß macht, liegt vor allem am erzählerischen Geschick der Serie. Es sind nicht die Schockeffekte oder die große Monsterhatz, die einem in Erinnerung bleiben, sondern die kleinen, leisen Nebengeschichten.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Julian Dörr.

4 / 5

Mord im Böhmerwald (Arte)

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Quelle: © Ceska Televize

Mord im Böhmerwald dreht sich um einen Lynchmord in der tschechischen Kleinstadt Buchnov. Der Dokumentarfilmer Lukas will den Mörder finden, aber nur vordergründig. Eigentlich geht es um die Ausgrenzung von Roma in der Gesellschaft. Die Serie schaut schonungslos auf die Menschen, die dieser Minderheit in Tschechien rassistisch begegnen und auf diejenigen, die dagegen nur zaghaft oder gar nicht aufstehen. Sechs junge tschechische Drehbuchautoren haben eine spannende Serie kreiert, die allerdings nicht alles zu Ende erzählt und teils etwas hölzern synchronisiert ist.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Clara Lipkowski.

5 / 5

Another Life (Netflix)

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Quelle: James Dittiger

Nur zwei Minuten lässt sich die Science-Fiction-Serie Another Life Zeit, um in der ersten Folge zu erzählen, wie Aliens die Erde okkupieren. Genauso hektisch bricht daraufhin Astronautin Niko Breckinridge für eine Mission ins All auf, um gemeinsam mit ihrer Crew nach den Ursprüngen dieser Begebenheit zu suchen. In dieser Eile liegt das Grundproblem der Serie: Bei Another Life entwickeln sich die Figuren nicht, sie sind bereits entwickelt. Konflikte gehen nicht aus den Handlungen hervor, sie sind schon da. Ein Ereignis folgt stupide dem nächsten, brav nach Schema F, sodass gleich in der ersten Folge all die Dinge geschehen, die in den meisten Fällen interstellarer Missionen eben geschehen.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Carolin Werthmann.

© SZ.de/luch
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