FC Bayern und Hoeneß:"Im ersten Moment war das ein Schock"

Arsenal v FC Bayern - 2019 International Champions Cup

"Ich war auf so etwas nicht vorbereitet": Bayerns Linksverteidiger David Alaba, hier bei der US-Reise während des Tests gegen Arsenal, zum angekündigten Rücktritt von Hoeneß.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern zieht ein positives Fazit zur USA-Reise, die mit einem 1:0-Erfolg gegen den AC Mailand endet.
  • Nach dem Spiel ist auch der von der Bild-Zeitung verkündete Rückzug von Präsident Uli Hoeneß Thema.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der FC Bayern hat dann doch nicht im Arrowhead Stadium gespielt - jenem Bauwerk, das im Guinness-Buch der Rekorde mit einem Wert von 142,2 Dezibel als lauteste Freiluft-Arena der Welt geführt wird. Was soll's? Es war der dritte ordentliche Auftritt der Münchner auf dieser USA-Reise, da ist es dann nicht unbedingt bedeutsam, dass selbst die nur 18 470 Leute fassende Fußballarena Children's Mercy Park nicht ganz ausverkauft gewesen und dass die Partie gegen den AC Mailand (1:0, Torschütze: Leon Goretzka) auch nicht im landesweiten TV, sondern nur auf dem Streamingportal des Senders ESPN gezeigt worden ist.

"Das war die rundeste, interessanteste und am Ende des Tages erfolgreichste Tour, die wir jemals gemacht haben", hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schon vor der Partie gesagt, und es stimmt schon: Der FC Bayern präsentierte sich in den USA überaus freundlich und volksnah, es gab gesellschaftlich relevante Termine wie zum Beispiel die Eröffnung der Kurt-Landauer-Ausstellung im Los Angeles Museum of the Holocaust, es gab Begegnungen mit Promis wie Schauspieler Arnold Schwarzenegger oder Footballstar Patrick Mahomes, und es gab sehr viel Zeit für Fotos mit Fans.

Die Münchner haben auf der zehn Tage dauernden Reise elf Mal trainiert, was vor allem Trainer Niko Kovac erfreute, der ja durchaus Bedenken angemeldet hatte, dass all die Termine abseits von Spielfeld und Trainingsplatz die Vorbereitung auf die kommende Saison stören könnten: "Wir sind sehr zufrieden, was wir physisch und fußballerisch erarbeitet haben - die Jungs wirken trotz der Flüge sehr frisch." Sie haben bei den öffentlichen Auftritten (eine unglückliche Niederlage gegen den FC Arsenal und Siege gegen Real Madrid und Mailand) die Debatten um die Kaderplanung ein bisschen beruhigt, Kovac sagt deshalb: "Wir sind nicht nur zufrieden, wir sind außerordentlich zufrieden."

Aber natürlich: Was wäre der FC Bayern, der früher immer wieder mal "FC Hollywood" genannt worden ist, wenn er nicht für ein paar Hollywood-Dramen sorgen würde? Es gab schon in Los Angeles inmitten all der offen zur Schau gestellten Harmonie eine gewissen Grundunruhe zu bestaunen, die mit dem Gerede um den Transfermarkt zusammenzuhängen schien. Nun sieht es eher so aus, als habe das weniger mit der Zusammenstellung des sportlichen Kaders zu tun gehabt als vielmehr damit, wie sich der komplette Verein künftig aufzustellen gedenkt.

Auf der USA-Reise gab es keine Anzeichen für einen Hoeneß-Rückzug

Es gibt da diesen Bericht der Bild-Zeitung, demzufolge Uli Hoeneß nach 40 Jahren in der Klubführung im November nicht mehr zur Wiederwahl als Präsident antreten und auch seinen Posten als Aufsichtsratschef demnach aufgeben will. Der Verein selbst hat den Bericht bislang nicht kommentiert, auch Niko Kovac wollte unter Verweis auf die nicht offizielle Quellenlage keinen Kommentar abgeben. Spieler David Alaba sagte nach der Partie gegen Mailand laut Sport-Bild: "Im ersten Moment war das ein Schock, ich war auf so etwas nicht vorbereitet." Es sei "schwierig", sich den FC Bayern ohne ihn vorzustellen. Joshua Kimmich ergänzte: "Ich habe die Bombe noch nicht einschlagen hören. Wann hört er auf?" Er kenne "den FC Bayern eigentlich nur mit Uli Hoeneß. Ich weiß nicht, ob es ein Fakt ist oder nur ein Gerücht. Ich kann es mir gar nicht vorstellen."

Es hat auch auf der USA-Reise keine Anzeichen für einen Rückzug von Hoeneß gegeben, auch wenn zahlreiche Fans gefragt haben, warum der Präsident denn nicht mitgeflogen sei. Es gab dann auch diese kleinen Sticheleien von Rummenigge gegen Kovac. "Seine erste Saison war nicht vergnügungssteuerpflichtig, aber lehrreich", sagte er zum Beispiel über den Trainer, den er ja für einen Hoeneß-Trainer hält, und er lobte explizit Kovacs neuen Assistenten: "Ein wichtiger Neuzugang ist Hansi Flick, er wird eine große Hilfe für Niko."

Rummenigge hatte schon vor der Abreise zu größerer Vorsicht bei Kommentaren über mögliche Transfers aufgerufen, das wird nun natürlich als Botschaft an Hoeneß und dessen Aussagen aus dem Februar ("Wenn Sie wüssten, wen wir schon alles sicher haben für die neue Saison - aber das Problem ist doch: Wenn wir jetzt schon bekannt geben, wen wir haben, dann sind die böse, die vielleicht nicht mehr spielen. Die Atmosphäre muss doch passen!") gewertet. Rummenigge selbst möchte ja Ende 2021 seinen Posten beim FC Bayern abgeben, davor will er den designierten Nachfolger Oliver Kahn einarbeiten. Ein FC Bayern ohne Rummenigge und Hoeneß klingt derzeit schwer vorstellbar, dürfte aber in gar nicht mal so ferner Zukunft Realität werden.

"Er ist die prägende Figur in zig Jahrzehnten gewesen. Das ist einmalig", sagte Leon Goretzka über Hoeneß, wollte aber auch die persönliche Vermeldung des vermeintlichen Rückzugs abwarten. Und dann gibt es noch den Satz von David Alaba: "Aber egal, ob er einen Posten hat oder nicht, er wird immer Einfluss auf den Verein haben."

Zur SZ-Startseite
FC Bayern Muenchen v Hertha BSC Berlin - Bundesliga22 Bilder

Uli Hoeneß
:Weltmeister, Anpacker, Steuerhinterzieher

Erst war Uli Hoeneß ein begnadeter Fußballer, später wurde er zum Gesicht des FC Bayern. Er war im Gefängnis, kam wieder - und hört nun als Präsident auf. Seine Karriere in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: