Neubiberg:Bürgerzentrum wird zehn Millionen Euro teurer

Neubiberg: Die Umsetzung des Architektenentwurfs für das Neubiberger Bürgerzentrum kostet nach aktuellen Schätzungen 26 Millionen Euro. Simulation: Spreen Architekten

Die Umsetzung des Architektenentwurfs für das Neubiberger Bürgerzentrum kostet nach aktuellen Schätzungen 26 Millionen Euro. Simulation: Spreen Architekten

CSU und Grüne stimmen gegen die Planung für das Rathaus und stellen das Raumprogramm infrage

Von Daniela Bode, Neubiberg

Das neue Bürgerzentrum in Neubiberg steht auf wackeligen Beinen. Der Sonderausschuss Verwaltungsgebäude hat am Dienstag der Weiterverfolgung der Pläne nur knapp mit sechs gegen fünf Stimmen von CSU und Grünen zugestimmt. Deren Kritik entzündet sich vor allem daran, dass die Erweiterung des Rathauses, die Sanierung des alten Rathauses und der Bau einer Tiefgarage nach aktuellen Schätzungen insgesamt etwa 26 Millionen Euro kosten sollen - zehn Millionen Euro mehr, als es ein erster Kostenrahmen im Architektenwettbewerb vorsah. Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) nannte das Abstimmungsergebnis, das lediglich eine Empfehlung an den Gemeinderat ist, "die denkbar schlechteste Voraussetzung für alles Weitere".

Wie Architekt Jan Spreen in der Sitzung erläuterte, hat die Kostenmehrung mehrere Ursachen. Einerseits haben sich die Baupreise stark erhöht. Außerdem beruhte der Kostenrahmen lediglich auf Kennziffern. Nun liegt erstmals eine Planung vor. Demnach braucht es für das vom Gemeinderat beschlossene Raumprogramm im Erweiterungsbau eine Bruttogeschossfläche von 2920 Quadratmetern, nicht wie bisher angenommen 2046. Unter anderem mussten Büros vergrößert werden, um die Norm einzuhalten. Auch mussten etwa Technikflächen noch vorgesehen werden. Laut Spreen ergeben sich außerdem wegen des Standorts und seiner Umgebung 3,7 Millionen Euro Sonderkosten. Beispielsweise müssen, um die Bäume auf dem Nachbargrundstück zu schützen, Spundwände angebracht werden statt einer freien Böschung. Außerdem braucht es für die Tiefgarage voraussichtlich eine mechanische Lüftung. "Auf der grünen Wiese wäre es günstiger", sagte Projektsteuerer Ferdinand Weiss.

Finanzreferent Hartmut Lilge (CSU) warnte angesichts der Zahlen: "Das Projekt muss in einen Rahmen passen, den wir uns auch leisten können, damit der nächste Gemeinderat auch seine Aufgaben noch machen kann." Ähnlich äußerte sich Grünen-Bürgermeisterkandidat Kilian Körner: "Wir müssen überlegen, was wir brauchen und was wir uns leisten können." Lilge regte an, das Raumprogramm zu ändern oder die Gestaltung der Tiefgarage. Auch CSU-Bürgermeisterkandidat Thomas Pardeller plädierte am Ende der Sitzung dafür, dass sich die Fraktionen noch einmal gemeinsam das Raumprogramm ansehen sollten und entscheiden, ob man wirklich alles dort Vorgesehene brauche.

Wie sich die Verwaltung die Finanzierung vorstellen könnte, erfuhr das Gremium von Kämmerer Fabian Leininger. Er rechnet angesichts der höheren Kosten mit einer höheren Kreditaufnahme, und zwar statt fünf Millionen 15 Millionen Euro. Nötig würde dies unter anderem auch deshalb, weil die Ausgaben für die Kreisumlage steigen sollen, wie Leininger erläuterte. Heyland betonte, dass Neubiberg zum Ende des vorigen Jahres Rücklagen von 46 Millionen Euro hatte. "Welcher Zeitpunkt wäre denn besser für dieses großes Projekt, wenn nicht jetzt?", fragte er. Er forderte CSU und Grüne auf, konkrete Einsparvorschläge zu machen. Heyland hält nichts von Änderungen am 2017 vom Gemeinderat beschlossenen Raumprogramm. Es sei auf die Zahl der Mitarbeiter des Rathauses abgestimmt und auf weiteren Personalzuwachs. Jetzt habe man eben erstmals eine Planung. Bei den 95 Tiefgaragen- und 29 oberirdischen Parkplätzen könne ebenso wenig gespart werden. Denn diese Zahl brauche die Gemeinde als Nachweis, um für alle künftigen Projekte dort die nötigen Baugenehmigungen zu erhalten.

Wie Heyland und die Verwaltung plädierten Gemeinderäte von SPD und Freien Wählern dafür, das Projekt wie geplant fortzusetzen. "Wir sollten das lieber mal gescheit machen. Was bringt es uns, wenn wir zwei Büros weniger planen und dann Stellen nicht besetzen können und Bebauungspläne nicht vorantreiben können", sagte Gregor Röslmaier (SPD). Stephanie Konopac (Freie Wähler) wollte das Projekt keinesfalls abbrechen. "Wir sollten mutig sein und nach vorne schauen." Projektsteuerer Weiss derweil wollte dem Gremium unterdessen keine falschen Hoffnungen machen: "Wenn die Bestellung so bleibt, werden wir von den Kosten nicht nachhaltig runterkommen."

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