China:"Na ja, wir haben zurückgekanzelt"

Sommerinterview der ARD - FDP-Vorsitzender Lindner
(Foto: Paul Zinken/dpa)

FDP-Chef Christian Lindner über den Verlauf einer China-Reise seiner Partei, die mit einem Eklat endete.

Interview von Daniel Brössler, Berlin

Ursprünglich sollte es einer der Höhepunkte einer mehrtägigen Reise von FDP-Chef Christian Lindner mit einer Delegation von Abgeordneten seiner Fraktion sein. In Peking waren eine Reihe von Terminen mit hochrangigen Gesprächspartnern vereinbart. Doch auf der Zugreise nach Peking hagelte es Absagen. Für Unmut hatte offenkundig die vorherige Station der deutschen Parlamentarier gesorgt. In Hongkong, wo die Menschen seit Wochen gegen ein Auslieferungsabkommen mit China auf die Straße gehen, hatten sich die Liberalen auch mit Oppositionsvertretern aus dem Stadtparlament getroffen. Den Ärger darüber ließ der für Westeuropa zuständige Vizeminister Guo Yezhou bei der Internationalen Abteilung der Kommunistischen Partei Chinas Lindner und seine Begleiter dann in einer längeren Standpauke spüren.

SZ: Herr Lindner, wie war es, von einem chinesischen Offiziellen abgekanzelt zu werden?

Lindner: Na ja, wir haben zurückgekanzelt. Wenn auf Höflichkeitsnormen kein Wert mehr gelegt wird, können wir auch Klartext. Dementsprechend gab es einen offenen Austausch. Unser chinesischer Gesprächspartner hat auf seine Position hingewiesen, wir aber auch auf unsere. Es gehört zu einem offenen Austausch, dass man über Meinungsunterschiede offen spricht. Dem wird nicht gefallen haben, was wir gesagt haben.

Was denn?

Wir haben darauf hingewiesen, dass auch wir in Deutschland gelegentlich Proteste haben, dass aber, wenn die Mehrheit der Bevölkerung Sympathie mit dem Anliegen hat, sich bei uns die Politik ändert. Das wäre auch mal eine Empfehlung für ganz andere Entscheidungsträger auf der Welt.

Wie ist das angekommen?

Ich musste das Gespräch kurz danach beenden.

Ohne Handschlag?

Da hatte die chinesische Seite zu dem Zeitpunkt kein Interesse mehr dran.

Haben Sie Gefühl, Anlass gegeben zu haben zu der Standpauke?

Nein, wir haben unsere Gesprächspartner in Hongkong sehr sorgfältig ausgewählt und sind mit Sensibilität aufgetreten. Klar ist aber auch, dass wir nicht nur die Regierung treffen, sondern auch die friedliche, gemäßigte Opposition, die dort im Legislativorgan sitzt. Ich halte es für völlig unangemessen, daraus einen Faux-pas zu machen. Wir haben uns eng abgestimmt auch mit den Vertretern des deutschen diplomatischen Dienstes dort. Wir haben also keinen Anlass gegeben; es zeigt eher die Sensibilität der chinesischen Seite.

Zeigt das also, wie China mittlerweile mit westlicher Kritik umgeht?

Das weiß ich nicht. Die Chinesen haben jedenfalls gemerkt, dass wir uns auch nicht einschüchtern lassen. Wir haben ein Interesse insbesondere an intakten Handelsbeziehungen mit China. Aber wir haben auch liberale und demokratische Werte, die wir nicht einfach für wirtschaftliche Vorteile opfern können.

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