Digitalisierung:Wo Deutschlands Schulen schnelles Internet haben - und wo nicht

Tablets in Schulen

Wollen viele Schüler gleichzeitig Erklärvideos schauen, kann es zäh werden.

(Foto: dpa)

Mit Milliarden fördert die Politik die Anschaffung von Tablets und interaktiven Tafeln. Doch neue Zahlen zeigen: Vielerorts haben die Schulen nicht einmal einen schnellen Internet-Anschluss.

Von Bernd Kramer

Im Jerichower Land, im Nordosten Sachsen-Anhalts, saßen im Frühjahr immer noch 25 Schulen in der Internet-Pampa. Der Landrat hatte längst Fördermittel für neue Glasfaserkabel beantragt, sie kamen aber nicht schnell genug. "Der Landkreis befindet sich in der Warteschleife", klagte der Landrat in der Lokalzeitung.

So geht es nicht nur ihm. Deutschlands Schulen sollen zwar digitaler werden. Im Frühjahr hatten Bund und Länder sich auf den Digitalpakt geeinigt. Fünf Milliarden Euro sollen aus Berlin in den kommenden fünf Jahren an die Schulen fließen, damit diese Laptops, Tablets und interaktive Tafeln anschaffen können.

Gut möglich allerdings, dass die neue Elektronik wenig nützt, weil wie im Jerichower Land das Internet zu sehr stockt. Neue Zahlen der Bundesregierung zeigen, wie sehr die Surfgeschwindigkeit in den Klassenräumen von der Postleitzahl abhängt. Besonders schlecht sieht es dabei im Osten aus: In Sachsen zum Beispiel haben 40 Prozent der Schulen kein schnelles Internet, in Sachsen-Anhalt sogar mehr als 50 Prozent. Wollen viele Schüler gleichzeitig Erklärvideos auf den Tablets schauen, wird es zäh: Die Bilder sind verpixelt, der Film ruckelt, die Ladezeiten werden endlos. Schnelle Lernfortschritte? Eher nicht. In den dicht besiedelten Stadtstaaten ist die Versorgung deutlich besser: So fehlt in Hamburg nach Schätzung des Verkehrsministeriums, das für den Breitbandausbau zuständig ist, nur noch gut acht Prozent der Schulen eine Breitbandleitung mit einer Übertragungsrate von mindestens 50 MBit pro Sekunde.

"Ohne unbürokratische Investitionen in den Breitbandanschluss der Schulen wird digitale Bildung nicht gelingen", sagt FDP-Bildungspolitiker Jens Brandenburg, der die Zahlen im Bundestag erfragt hatte.

Die Bundesregierung hatte 2015 ein mit 4,4 Milliarden Euro ausgestattetes Breitband-Förderprogramm gestartet, das diejenigen Regionen mit schnellem Internet versorgen soll, in denen Privatunternehmen zu wenig in den Netzausbau investieren. Auch Schulen können in diesem Programm Anträge stellen. Anders als beim Digitalpakt, über den sie interaktive Tafeln, Wlan-Router und andere Geräte erhalten, können sie die Internetanschlüsse aber nicht direkt beantragen. Sie müssen sich dafür in den Antrag ihrer Kommune einklinken - so diese überhaupt einen gestellt hat. Die FDP kritisiert dieses Verfahren als kompliziert und schwerfällig. Viele Schulen würden sich außerdem nicht beteiligen, weil das Programm zu unbekannt sei.

Das Ministerium von Andreas Scheuer (CSU) geht davon aus, dass rund 30 000 Schulen von der Förderung profitieren könnten. Tatsächlich wurden über das Breitband-Programm aber erst wenige von ihnen ans schnelle Internet angeschlossen. Bundesweit bekamen bisher erst 6301 Schulen einen Zugang zum Gigabitnetz. In Sachsen-Anhalt waren es sogar nur 73.

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