Sturm auf Polizei:Direktor des Starnberger Gymnasiums verteidigt seine Schüler

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Josef Parsch, Lehrer, Eltern und die Bürgermeisterin erklären, dass die Randale nichts mit der Schule zu tun hat - sondern mit einer Fete auf dem Gehweg davor.

Von David Costanzo, Starnberg

So hat sich der Direktor des Starnberger Gymnasiums, Josef Parsch, den letzten Tag vor den Sommerferien nicht vorgestellt. Schon am frühen Morgen rufen Medien aus ganz Deutschland an, Kamerateams tigern vor der Schule auf und ab, Lehrerinnen versuchen Reporter abzuwimmeln, die Schülerinnen und Schüler befragen wollen. Um 10 Uhr lädt er zur Pressekonferenz mit Bürgermeisterin Eva John, seiner Stellvertreterin Uta Lechner, den Lehrern Anton Bernhard und Rolf Ostermaier sowie der Vorsitzenden des Elternbeirats, Tatjana von Groll-Schacht. Wir stehen zusammen, soll das bedeuten. Das ist wichtig, denn die versammelten Eltern der Schulfamilie wollen etwas geraderücken.

Stellt sich vor seine Schüler: Laut Josef Parsch, dem Direktor des Gymnasiums Starnberg, sei das Sommerfest rund um den großen Schirm "wunderbar" gewesen. (Foto: Arlet Ulfers)

Die halbe Republik hat sich zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Gymnasium beschäftigt, das sonst nur in die hiesigen Schlagzeilen gerät, wenn die Eltern im Stadtrat protestieren, dass die Wände rissig und schmutzig sind und die überfällige Sanierung aufgeschoben werden soll. Das Starnberger Gymnasium ist gar keine Schickimicki-Schule - und doch passt die Nachricht vom See offenbar in das Weltbild vieler zwischen Flensburg und Garmisch: "Polizeieinsatz bei Abschlussfeier, 15-jähriger Partygast randaliert, Schüler stürmen Inspektion", meldete die Polizei noch in der Nacht. Aber das stimmt in den Augen der Eltern und Lehrer nicht.

Der Randalierer besucht das Gymnasium gar nicht

Das Sommerfest im Pausenhof der Schule ist eine geschlossene Veranstaltung. Externe dürfen überhaupt nicht rein, dennoch versuchen es immer wieder ungebetene Gäste, berichtet Direktor Parsch. Darum organisiert das Gymnasium jedes Jahr einen Sicherheitsdienst, am Donnerstag, dem heißesten Tag des Jahres, sind es drei Wachleute. Der betrunkene 15-Jährige hat draußen randaliert, weil er Drogen wollte. Das Starnberger Gymnasium besucht er gar nicht. Draußen sind auch seine Freunde ausgerastet. Draußen, wo sich die Jugendlichen der Schule, aber auch aus der ganzen Region treffen, um das Ende des Schuljahres oder der ganzen Schulzeit zu feiern, wo sie im Gegensatz zu drinnen das auch mit Alkohol begießen dürfen. Am Morgen danach zeugen Flecken auf dem Gehweg an der Ecke der Rheinlandstraße zur Leutstettener Straße noch davon.

"Es ist uns wichtig festzustellen, dass weder das Sommerfest des Gymnasiums noch ein Schüler unseres Gymnasiums Anlass für die Eskalation war", heißt es auch noch später in einer Mitteilung, die Bürgermeisterin Eva John am Mittag verschickt. Schwierigkeiten habe es nur bei der Party unter freiem Himmel vor den Toren der Schule gegeben.

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Das Sommerfest im Inneren des Gymnasiums sei wieder einmal bis zum Ende gegen 22 Uhr "ganz wunderschön" gewesen, zitiert Parsch, der selbst während des Tumults nicht anwesend war, Besucher - Lehrer, Eltern, Schüler, Ehemalige und Freunde der Schule. Bis zu 400 Gäste waren da, gegen Ende waren es vielleicht noch 200. Kaum jemand hat etwas von der Randale mitbekommen. Lehrer Anton Bernhard sagt, dass es auf dem Vorplatz nach dem Ende des Fests schon wieder eine "relativ friedlich Angelegenheit" gewesen sei.

Die Kripo gründet die Ermittlungsgruppe "Rheinlandstraße"

Allerdings hat die Polizei die Rheinlandstraße abgesperrt. Bis zu 70 Beamte waren aus ganz Oberbayern zusammengezogen worden, um den Tumulten ein Ende zu setzen. Nun nehmen sie die Personalien der Sommerfestbesucher auf, vor allem Jugendliche müssen ihre Ausweise vorzeigen. Sie könnten etwas beobachtet haben und wichtige Zeugen sein. Das verlief nach den Beobachtungen mehrerer Schüler und Lehrer reibungslos. Direktor Parsch möchte die Sache im kommenden Schuljahr noch einmal in den Klassen thematisieren.

Wieder einmal Starnberg, ärgert sich auch Elternsprecherin Tatjana von Groll-Schacht. Die Schüler sähen sich ohnehin schon Vorurteilen ausgesetzt, würden als "verwöhnt" dargestellt, das mache auch die Elternschaft sehr betroffen. Dabei seien die Schüler sehr empört über die Vorfälle, berichtet Schulvize Uta Lechner. Ein Abiturient sagt später vor dem Schulhaus: "Das ist schade für die Schule. Die hat damit nichts zu tun." Ob von den Starnberger Schülern überhaupt ein einziger an dem Aufruhr beteiligt war, ist noch völlig offen.

Die Polizei will den Vorfall lückenlos aufklären. Die Kripo in Fürstenfeldbruck hat die Ermittlungsgruppe "Rheinlandstraße", nach den Namen der Straße vor dem Gymnasium, mit zwölf Beamten gegründet. Sie wollen nun vor allem Zeugen befragen und Handyvideos auswerten. Die Sommerferien haben begonnen. Aber das vergangene Schuljahr wird das Starnbegrer Gymnasium und die Schüler noch eine Weile beschäftigen.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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