Siemens:Ein fragwürdiges Zeichen

Janina Kugel verlässt den Konzern.

Von Thomas Fromm

Straffe Hierarchien, enge Männerbünde, dazu eine sehr lange Ingenieurstradition: Siemens ist ein Konzern, der seine Wurzeln in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat. Ein so altes Unternehmen zu drehen, braucht seine Zeit. Zu deutsch, zu weiß, zu männlich sei Siemens in seinen Chefetagen, lautete das Fazit des früheren Konzernchefs Peter Löscher, und das ist auch schon zehn Jahre her.

Mit Janina Kugel, Jahrgang 1970, bekam der Konzern 2015 dann endlich ein sehr modernes Gesicht - und zwar genau zur richtigen Zeit. Nun soll ihr Vertrag, der Anfang nächsten Jahres ausläuft, nicht verlängert werden. Für Siemens, geführt von Joe Kaeser, ist ihr Abgang ein herber Verlust. Und ein fragwürdiges Zeichen nach innen: War es das nun schon damit, moderner und weiblicher zu werden? Wer kommt nach ihr?

Als Personalchefin stand sie in München nicht selten im Feuer. Zwischen Management und Betriebsrat, zwischen Aktionärsinteressen und den Anliegen der Beschäftigten regelte sie die Dinge diplomatisch, aber eben auch selbstbewusst. Wie auch sonst in einem Konzern, in dem man ohne ausgeprägtes Ego nur wenig weiterkommt? Sehr wahrscheinlich ist, dass die Managerin nun weiterzieht. In der männerdominierten Welt der Dax-Vorstände dürfte sich über kurz oder lang ein neuer Job finden lassen.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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