Brasilien:Was das Massaker von Altamira mit Deutschland zu tun hat

Brasilianisches Gefängnis in Altamira

Bei einer Gefängnisrevolte in Brasilien sind 57 Insassen der Haftanstalt Altamira im Staat Pará von Mitgefangenen getötet worden.

(Foto: dpa)

Die Drogenkartelle tragen ihre blutigen Kämpfe in die Gefängnisse. Aber sie wären niemals so mächtig, wenn sie keine Milliarden verdienen würden - und dafür tragen die Konsumenten eine Mitverantwortung.

Kommentar von Benedikt Peters

Das Gefängnis von Altamira liegt im Bundesstaat Pará in Nordbrasilien und damit zugegeben schon sehr weit weg von Deutschland, gut 8300 Kilometer, um genau zu sein. Trotzdem sollte man angesichts des dortigen Massakers, dem 57 Menschen zum Opfer fielen, kurz innehalten. Auch hierzulande sollte man sich für diese Toten interessieren.

Einerseits haben es mehrere brasilianische Regierungen versäumt, etwas gegen die verheerenden Verhältnisse in den Gefängnissen des Landes zu tun; gegen die Überbelegung und gegen die Perspektivlosigkeit. Hinzu kommt eine irrwitzige Gesetzgebung, die oft Kleinkriminelle für mehrere Jahre hinter Gitter schickt und Untersuchungshäftlinge beinahe ebenso lange auf ihren Prozess warten lässt. Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Bolsonaro wird daran kaum etwas ändern. Wenn überhaupt wird seine extreme Law-and-Order-Politik dazu führen, dass die Gefängnisse noch voller werden.

Andererseits aber würden die Massaker wohl auch nicht aufhören, wenn die Zustände besser wären. Der brasilianische Staat hat es mit einem übermächtigen Gegner zu tun, und zwar mit dem internationalen Drogenhandel. Die lokalen Banden arbeiten eng mit den großen lateinamerikanischen Kartellen zusammen, durch sie bekommen sie Drogen, Geld und Waffen im Überfluss.

Sie tragen ihre blutigen Kämpfe um die Vorherrschaft hinein in die Gefängnisse. Die Großkartelle wiederum wären niemals so mächtig, wenn sie mit ihren Drogengeschäften nicht Milliarden verdienen würden - und dabei spielen die Konsumenten eine entscheidende Rolle.

Wer also illegale Drogen kauft, ganz egal wo auf der Welt, unterstützt letztlich ein Netz aus Tod und Zerstörung. Die Band "Von Wegen Lisbeth" hat diesen Zusammenhang übrigens sehr schön besungen: "Doch erzähl' mir nichts von diesem Regenwald / Honey wenn du selbst gerade am Koksen bist." Genau darum geht es.

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