Ickinger Traditionslokal:Rittergütl-Wirt gibt den Kochlöffel weiter

Ickinger Traditionslokal: Der alte und der neue Chefkoch: Richard Weiß (rechts) übergibt das Rittergütl an Alexander Linde.

Der alte und der neue Chefkoch: Richard Weiß (rechts) übergibt das Rittergütl an Alexander Linde.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Jahrzehntelang wurde das Rittergütl in Irschenhausen von der Familie Weiß geführt. Zum Oktober überträgt Chefkoch Richard Weiß die Geschäfte nun an seinen Sous-Chef - das Ende einer Ära

Von Veronika Ellecosta

Beinahe 20 Jahre lang war das Rittergütl in Irschenhausen in der Hand von Richard Weiß. Im Jahr 2000 hatte er es von seinem Vater Eugen übernommen, renoviert und ausgebaut. Es war ein richtiges Erfolgsrezept. Die Zutaten: ein großer Biergarten mit Blick in die Voralpen, eine regionale und zugleich hochwertige Küche, vermischt mit einer persönlichen Note. So finden sich auf der Karte auch Einflüsse aus Kalifornien und England wieder - Mitbringsel von Auslandserfahrungen, die Weiß gemacht hat.

Mit diesem Konzept hatte sich das Lokal einen festen Platz in der Gastro-Welt zwischen Starnberg und München erspielt. Nun ist es für Richard Weiß allerdings Zeit loszulassen. Zum Oktober wird er die Leitung an Alexander Linde übergeben. Denn, "ein Koch ist wie Wein, der wird nicht automatisch besser, wenn er älter wird", wie Weiß mit einem Augenzwinkern sagt.

Alexander Linde ist dabei nicht neu im Team Rittergütl. Bereits seit April steht er Weiß als Sous-Chef zur Seite. In dieser Zeit seien die beiden zu einem guten Team zusammengewachsen, so Weiß. Er freut sich über den Glücksgriff. Linde selbst ist gelernter Koch und Konditor aus Geretsried, 29 Jahre jung. Seine Wanderjahre hat er in der Sternegastronomie in der Schweiz und in München zugebracht. Im Salzburger Hotel Sacher war Linde als Küchenmeister tätig, zuletzt war er Küchenchef im Gasthof Rabenwirt in Pullach.

"Alex war auf Wanderschaft und kennt die zeitgemäße Küche", sagt Weiß über seinen Nachfolger. Seine Erfahrungen werde er ins Rittergütl mitbringen. Linde wolle moderne Akzente im Menü setzen. Alpenländische Küche neu interpretiert, so stellt sich der Jungkoch das vor. Mit Senf Espuma etwa, oder mit Niedriggarmethoden bei der Bratenzubereitung. Außerdem plant er, Innereien in die Küche aufzunehmen. "Die Innereien sind wieder zurückgekommen. Auch in Österreich und Südtirol wird diese Küche wieder gepflegt", stimmt Weiß Lindes Ideen zu.

Das Grundkonzept wolle Linde aber beibehalten. "Der Trend der vergangenen Jahre bewegt sich ja stark auf der regionalen Schiene. Wir werden die Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern fortführen und das ein oder andere Plus an Kreationen mit ins Menü nehmen", sagt Linde.

Eigentlich, so Weiß, habe er erst im kommenden Jahr abtreten wollen. Die Zusammenarbeit mit Linde in der Küche habe aber so gut funktioniert, "so jemanden will man dann nicht mehr loslassen". Nach der "Beschnupperungsphase", wie Weiß es nennt, hätten er und Linde sich sehr schnell geeinigt. Linde selbst habe in den vergangenen Jahren schon öfter mit dem Gedanken der Selbständigkeit gespielt. Der Zeitpunkt sei für beide optimal.

Mit 1. Oktober wird sich Weiß nun aus der Gastronomie zurückziehen, der Übergang soll reibungslos funktionieren. "Wir wollen keine Neueröffnung, sondern einen fliegenden Wechsel und sanfte Veränderungen", sagt Linde. Auch die Stammtische werde man wie gewohnt weiter gerne bewirten, Vereine aus Icking und das Stammpublikum seien willkommen. Richard Weiß wird sich neuen Aufgaben widmen, die Zeit mit der Familie genießen- und seinem Nachfolger immer mal wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es mal nötig wird.

Eine winzig kleine Veränderung steht allerdings noch aus, über die sich das eingespielte Duo noch keine Gedanken gemacht hat: Unter dem Namensschild des Wirtshauses hängt der Name "Weiß". "Wir können das gern so lassen", sagt Linde. "Oder wir hängen Linde AG dran", schlägt Weiß vor - und lacht.

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