London:Prinzessin im Exil

Princess Haya bint Al Hussein arrives at Royal Courts of Justice in London

Geflüchtet vor dem Repressionen im Herrscherhaus ihres Mannes: Prinzessin Haya.

(Foto: Toby Melville/Reuters)

Haya bint al-Hussein, die Frau des Emirs von Dubai, ist vor ihrem Mann nach Großbritannien geflüchtet. Von dort aus kämpft sie um das Sorgerecht für ihre Kinder - und für ihren persönlichen Schutz.

Von Dunja Ramadan

In London ist sie also, die verschwundene Prinzessin Haya. Ende Juni waberte die Meldung durchs arabische Netz, die jordanische Prinzessin Haya bint al-Hussein sei mit ihren Kindern nach Deutschland geflohen. Vor einem der reichsten und mächtigsten Männer der arabischen Welt: ihrem Ehemann Mohammed bin Raschid al-Maktum, Herrscher des Emirats Dubai und Vizepräsident sowie Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate. An den Gerüchten, sie habe in Deutschland Asyl beantragt, war wohl nichts dran. An der Flucht hingegen schon. Am Dienstag und Mittwoch erschien Haya vor einem Gericht in der britischen Hauptstadt, wo sie das Sorgerecht für ihre gemeinsamen Kinder beantragte. Das Paar hat eine elfjährige Tochter und einen siebenjährigen Sohn.

Es war vor allem ihre zweite Forderung, die aufhorchen ließ: Die Prinzessin reichte ein Schutzgesuch vor einer Zwangsehe ein. In der britischen Gesetzgebung wird unter den "Forced Marriage Protection Orders" zweierlei verstanden: Das Gericht kann jemanden, der bereits in einer arrangierten Ehe lebt, etwa vor einer Auslieferung schützen oder jemanden vor einer Zwangsehe bewahren. Ob sich das Schutzersuchen auf sie selbst oder eines ihrer Kinder bezieht, interpretierten britische Medien unterschiedlich. Im Fall von Prinzessin Haya wäre das ein Eingeständnis, dass sie 2004 gegen ihren Willen verheiratet worden war und damit ein deutlicher Affront gegen Dubais Herrscher al-Maktum.

Schutz vor Belästigungen

Außerdem beantragte Prinzessin Haya für sich selbst den Schutz vor Belästigungen. Es war immerhin nicht der erste Fluchtversuch aus dem emiratischen Herrscherpalast. Prinzessin Latifa, eine Tochter von al-Maktum, versuchte im Februar 2018, per Jetski und Yacht zu fliehen, und wurde kurz vor der indischen Küste von einem Sonderkommando gestoppt und nach Dubai zurückgebracht. Es dauerte Monate, bis man Latifa wieder in der Öffentlichkeit sah. Zuvor hatte sie ihren Vater in einem Video als "das pure Böse" bezeichnet und von Folter berichtet, nachdem ihr erster Fluchtversuch mit 16 Jahren scheiterte.

Für den Kampf, den Haya nun vor sich hat, holte sich die 45-Jährige namhafte Unterstützung an ihre Seite: Die Anwältin Fiona Shackleton vertrat bereits Prinz Charles bei der Scheidung von Prinzessin Diana. Der 70-jährige Emir wohnte der Anhörung nicht bei, wie britische Medien berichteten. Seine Anwälte hatten zuvor beantragt, dass Details aus dem Gerichtsverfahren nicht an die Öffentlichkeit geraten, doch das Gericht lehnte mit der Begründung ab, es bestehe ein öffentliches Interesse. Al-Maktums Vertreter beantragten die Rückkehr der Kinder nach Dubai.

Die ganze Geschichte hat auch eine politische Dimension: Das wirtschaftlich instabile jordanische Königshaus, aus dem Haya stammt, profitiert vom Reichtum der Vereinigten Arabischen Emirate in nicht unerheblichem Maße. Der jordanische König Abdullah II. hielt in London deshalb nicht etwa Händchen mit seiner Halbschwester Haya, sondern reiste vergangenes Wochenende nach Abu Dhabi, um dort mit dem dortigen Kronprinzen Mohammed bin Zayed zu speisen. Auf Twitter schrieb er: "Ich bete zu Gott, dass er die Freundschaft und Liebe zwischen unseren beiden brüderlichen Ländern und Völkern aufrechterhält." Klingt ziemlich nach einem Stoßgebet.

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