Sauerlach:Denken wie ein Roboter

Sauerlach: Kollege Computer: Luca, Miriam, Elisabeth und Fabian Bremauer vom Mittelstands-Campus (von links) mit Roboterarm "Panda".

Kollege Computer: Luca, Miriam, Elisabeth und Fabian Bremauer vom Mittelstands-Campus (von links) mit Roboterarm "Panda".

(Foto: Claus Schunk)

Bei den "Computational Thinking Workdays" lernen Jugendliche den Umgang mit intelligenten Maschinen

Von Andreas Sommer, Sauerlach

Elisabeth schlägt auf den roten Knopf, tippt ein wenig auf dem Laptop herum - und der weiß-graue Roboterarm bewegt sich. Er greift sich eine der sechs Kartonboxen, fährt hoch, soll sie in eine Kiste stellen. Doch die Box bleibt am Rand der Kiste hängen, der Arm stoppt. Elisabeth ärgert sich kurz, tippt wiederum auf dem Laptop, greift den Hightech-Arm am Handgelenk und führt ihn ein Stück höher über den Kistenrand. Bremse raus - neuer Versuch. Und siehe da, ein Karton nach dem anderen wird von den Sensoren von "Panda", so heißt der Roboterarm, erkannt, aufgegriffen, verräumt. Stolz zeigt die Neuntklässlerin den anderen Schülern die Programmierung.

Bei den ersten "Computational Thinking Workdays" des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft in Sauerlach konnten 18 Jugendliche aus allen Schultypen in der ersten Ferienwoche lernen, wie sie Robotern einfache Befehle geben können und wie man denken muss, um informatische Probleme zu lösen. "Computational Thinking" wird häufig als analytisches oder informatisches Denken übersetzt und soll dabei helfen, die Kollaboration von Mensch und Maschine zu erleichtern. Der Mensch soll dabei auf die gleiche strukturierte Art und Weise an Probleme herangehen wie ein Computer.

Dabei wende man diese Strategien häufiger im Alltag an als einem bewusst sei, sagt Markus Rauscher, Informatiklehrer am Gymnasium Waldkraiburg. Ein großes, unlösbares Problem in kleinere zu zerlegen oder die Lösung einer Aufgabe auf eine ähnliche zu übertragen - diese Ansätze beispielsweise ließen sich als informatisches Denken bezeichnen und seien uns schon in früher Kindheit bekannt.

Ziel der dreitägigen Veranstaltung war es, diese Kompetenzen zu schulen und dabei das Interesse der Jugendlichen für die Robotik und Informatik zu wecken. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber, hält Veranstaltungen wie die des Bildungswerks für besonders wichtig, um in Zukunft weiter ein bedeutender Standort der Robotik zu bleiben. Aus diesem Grund besuchte er die Workdays und konnte sehen, welche Funktionen die Schülerinnen und Schüler an den drei Roboterarmen in wenigen Stunden programmiert haben. Nur wenn junge Menschen in den informatischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen interessiert und geschult seien, könne Bayern zum "Robo-Land Nummer eins in der Welt" werden. Vieles verändere sich in der Arbeitswelt, aber wer informatische Kompetenzen sowie eine gewisse digitale Souveränität beherrsche, der müsse keine Angst vor der Zukunft haben.

Fabian Bremauer hat bei den Jugendlichen diesbezüglich ebenfalls wenige Bedenken. Der Leiter der Forschung des Mittelstands-Campus im Sauerlacher Gewerbegebiet, auf dem die "Computional Thinking Workdays" stattfanden, merkt nach eigener Aussage immer wieder, wie intuitiv die junge Generation mit der "Panda"-Software umgeht. Jugendliche lernten viele Funktionen deutlich schneller als Menschen über 25 Jahren. Das liege vor allem daran, dass zur Bedienung von "Panda" Apps, ähnlich wie bei Smartphones, hintereinander geschaltet selbst komplexe Befehlsketten ausführen können. So werde die Benutzung vereinfacht und der Anwendungsbereich vervielfältigt, auch weil sich verschiedene Aufsätze montieren ließen - Greifer, Bohrer oder Vakuumpumpe seien nur einige denkbare Möglichkeiten.

Ein Feld, in dem der Arm schon im Einsatz ist, wird von anderen Schülern bearbeitet. Um die Funktion von elektronischen Chips zu testen, programmieren sechs Schülerinnen "Panda" so, dass der Arm je einen Computerchip mit dem Greifer packt und in eine Prüfanlage steckt. Diese leuchtet nun entweder rot oder grün auf und je nach Ergebnis wird der Chip links oder rechts einsortiert. Als nächstes wollen sie dem Roboter noch befehlen, zu zählen, wie viele der Chips funktionstüchtig waren. Doch bis sie die richtigen Apps gefunden und einprogrammiert haben, müssen sie noch einmal "computational" denken, Schritt für Schritt.

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