Deutsche Leichtathletik bei den Finals:Lieber sauber im Schatten stehen

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Schattenspiele: Die Leichtathleten, hier Diskuswerfer Martin Wierig 2019 bei den nationalen Titelkämpfen in Berlin, stehen auch bei der zweiten Auflage der "Finals" im Mittelpunkt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Bei den deutschen Meisterschaften glänzen nur wenige Athleten mit Weltklasse-Leistungen. Für die WM macht das wenig Hoffnung - angesichts der Doping-Problematik muss das aber nicht schlecht sein.

Kommentar von Joachim Mölter

Strahlende Sieger stellen in der Regel fast alles andere in den Schatten, diese Erkenntnis hat man auch bei diesen deutschen Meisterschaften in Berlin wieder bekommen können - sofern man sich nicht von den Weltklasse-Leistungen der 5000-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen und der Weitspringerin Malaika Mihambo hat blenden lassen. Es gab zwar auch noch andere Lichtblicke, die Renaissance des Frauensprints beispielsweise, der wieder eine gewisse Dichte hat, oder der Speerwurf der Männer, der weiterhin auf einer außergewöhnlichen Breite basiert. Aber wer wollte, der konnte in Berlin auch allerlei Schwachstellen entdecken.

Bis zum Beginn der WM in Doha dauert es noch 52 Tage, das ist genug Zeit, um die ein oder andere Baustelle zu beheben, um eine belastbare Form aufzubauen, die dem Druck eines Großereignisses standhält. Aber diese Zeit reicht längst nicht für alles und jeden, wohl auch nicht für den angeschlagenen zweimaligen Kugelstoß-Weltmeister David Storl, der einfach nicht in Form kommt.

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Wieder eine Medaillenhoffnung weniger für die WM, für die es sowieso nur wenige gibt im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Darüber kann auch das Zwischenhoch der EM 2018 in Berlin nicht hinwegtäuschen, als es 19 Medaillen gab, darunter sechs goldene. Der Heimvorteil, gepaart mit der schwächeren kontinentalen Konkurrenz, hatte zur erfreulichen Ausbeute beigetragen. Aber in diesem Jahr müssen sich die DLV-Vertreter wieder mit den Weltbesten messen, und da sind selbst Rekordläuferin Klosterhalfen und Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause keine sicheren Medaillenanwärter angesichts der Rivalen aus Afrika und Amerika.

Bei den Weltmeisterschaften 2017 in London gab es fünf Medaillen für den DLV (einmal Gold, je zweimal Silber und Bronze), es war das zweitschwächste Abschneiden in diesem Jahrtausend. Eine viel größere Ausbeute scheint auch in diesem Jahr nicht drin zu sein.

Das muss allerdings auch nicht schlecht sein.

Angesichts der andauernden Doping-Problematik setzt sich glücklicherweise mehr und mehr die Einstellung durch, von den heimischen Athleten nicht zu viel zu verlangen: Auf saubere Art und Weise Medaillen bei globalen Veranstaltungen zu gewinnen, wird immer schwieriger, wenn nicht gar unmöglich für halbprofessionelle Sportler, wie es die meisten deutschen Leichtathleten nun mal sind. Wenn die beim Jahreshöhepunkt, in diesem Jahr also der WM im Wüstenstaat Katar, ihre Saisonbestleistung erzielen oder gar eine persönliche Bestmarke aufstellen, haben sie schon viel gewonnen. Auch wenn sie dann im Schatten der Sieger stehen, dürfen sie strahlen.

© SZ vom 06.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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