Handelsstreit:USA werfen China Währungsmanipulation vor

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Vor ein paar Tagen waren US-Finanzminister Steven Mnuchin (links) und der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer (rechts) noch in China, um mit Vizepremier Liu He zu verhandeln. (Foto: AP)
  • Die US-Regierung beschuldigt China, sich durch die Abwertung seiner Währung gegenüber dem Dollar einen unfairen Vorteil zu verschaffen.
  • Der Fall soll nun vor dem Internationalen Währungsfond ausgetragen werden.
  • Die US-Börsen reagierten empfindlich und verloren zwischenzeitlich deutlich.
  • China weist den Vorwurf zurück.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert weiter: Die US-Regierung hat China offiziell als ein Land gebrandmarkt, das den Kurs seiner Währung manipuliert, um sich damit unfaire Vorteile im internationalen Wettbewerb zu sichern. Das erklärte das Finanzministerium in Washington. Zuvor hatte Peking die chinesische Währung Renminbi, im internationalen Sprachgebrauch Yuan, abgewertet. Der Schritt wiederum war offenbar eine Reaktion auf die neuen Strafzölle, die die US-Regierung Ende vergangener Woche verhängte.

US-Finanzminister Steven Mnuchin werde Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds einleiten, um Chinas unfairen Wettbewerbsvorteil zu beseitigen, erklärte das Finanzministerium. China weist den Vorwurf zurück. Die Volksrepublik habe und werde den Yuan nicht als Waffe im Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten einsetzen, erklärte die Zentralbank von Peking am Dienstag. China als Währungsmanipulator einzustufen, stelle eine ernste Verletzung internationaler Regeln dar.

Chinas Notenbankchef Yi Gang hatte zwar jüngst erklärt, die Volksrepublik werde sich nicht an einem Abwertungswettlauf beteiligen. Ein chinesischer Regierungsberater erklärte jedoch, Auslöser für die Yuan-Abwertung sei die unerwartete Ankündigung neuer US-Strafzölle durch Trump in der vorigen Woche gewesen. Die Notenbank habe den Schritt schon länger vorbereitet. "Die Verantwortlichkeit liegt auf der Seite der USA", hieß es.

China hatte den Wert seiner Landeswährung am Montag zum ersten Mal seit elf Jahren unter die Marke von sieben Yuan je Dollar fallen lassen. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als vermeintlich "rote Linie", die die chinesische Notenbank nicht überschreiten werde. Dass sie es jetzt doch zugelassen hat, rief bei Analysten Befürchtungen hervor, China könne den Wechselkurs zur Waffe im Handelskrieg mit den USA nutzen. Ein niedriger Kurs verbilligt chinesische Exportgüter und federt den Schaden durch die US-Sonderzölle etwas ab.

Der Yuan-Kurs bewegt sich nicht gänzlich frei nach Marktkräften, sondern wird von Chinas Notenbank in Grenzen gesteuert. Dies wirft bei jeder Marktbewegung die Frage auf, inwieweit die Kursbewegung durch die Marktteilnehmer oder durch die Notenbank zustande kam.

Börsen geben nach

Der Handelskrieg zwischen China und den USA beeinträchtigte die Kurse am US-Aktienmarkt zum Wochenauftakt stark. Der Leitindex Dow Jones sackte um 2,90 Prozent ab auf 25 717,74 Punkte. Dem S&P 500 erging es mit minus 2,89 Prozent auf 2844,74 Punkte ähnlich. Beide Indizes hatten am Montag zwischenzeitlich mehr als dreieinhalb Prozent verloren. Noch schlimmer erwischte es den von Technologiewerten geprägten Nasdaq 100, der zeitweise um mehr als vier Prozent nach unten rasselte und mit minus 3,60 Prozent auf 7415,69 Punkten den Tag beendete.

In Asien und Europa gaben die Märkte ebenfalls nach - der deutsche Leitindex Dax verlor 1,80 Prozent. In Tokio verlor der japanische Leitindex Nikkei bis zum Mittag rund zwei Prozent auf 2299 Punkte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans büßte fast drei Prozent ein. Der Index der wichtigsten Unternehmen an den chinesischen Börsen in Shanghai und Shenzen und der Markt in Shanghai lagen mehr als zwei Prozent tiefer.

Die USA haben China - und auch kein anderes Land - seit 1994 nicht mehr der Währungsmanipulation bezichtigt. Im Mai hatte das US-Finanzministerium es noch abgelehnt, China für die Manipulation der Währung zu sanktionieren.

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