Ladies & Gentlemen:Die Hochzeit

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Heidi und Tom - der Kuss. (Foto: Facebook)

Heidi Klum trug schwer an ihrem romantischen Kleid, Tom Kaulitz an seiner Haarpracht. Warum sich hier trotzdem die Richtigen gefunden haben? Zwei Erklärungsversuche.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Die einzig wahre Heidi

Mit Heidi Klum ist es ja so: Im tiefsten Inneren hat man Respekt vor ihr. Sie ist nämlich vor allem eine ausgebuffte Geschäftsfrau, die virtuos an unseren gespannten Nerven herumzupft. In einem Moment sieht sie irgendwie toll aus, im nächsten, zum Beispiel beim Finale ihrer Show GNTM, hängen ihr die Brüste auf dem Bauch und sie wickelt ein bonbonähnliches Kleid mit riesengroßer Schleife drum. Sie weiß natürlich, dass sich die Geschmackselite, zu der sich ja heutzutage alle zählen, daraufhin das Maul zerreißt. Das lenkt ab von der echten Heidi, die niemals ein Mensch außerhalb ihrer Familie je zu Gesicht bekommen hat. Alles ist Business, das gilt auch für ihre eigene Hochzeit mit einem ehemaligen Jungrockstar auf einer Yacht vor Capri. Die Location-Wahl gaukelt den Wunsch nach Privatsphäre vor, ziemlich scharfe Paparazzi-Fotos gingen trotzdem um die Welt. Die Klatschpresse analysierte, das Burgprinzessinnenkleid des deutschen Labels Kaviar Gauche sei als Beweis wahrer Liebe zu deuten, da sich so was Hochromantisches für eine Frau in ihrem Alter ja eigentlich nicht mehr gehöre. Wir finden ja, dass es viel wichtiger ist, dass zwei Menschen glücklich sind. In solchen Momenten lassen sie nämlich die Masken fallen. Und so könnte die Presse vielleicht wirklich recht haben: Die Klum hat sich dazu hinreißen lassen, hier einen Blick in ihre Seele zu gestatten. Diese Karnevalsbrautaufmachung könnte tatsächlich ihr wahrer Geschmack sein! Man sollte Business und Privatsphäre eben lieber doch nicht vermischen. Julia Werner

Der ganz gemütliche Tom

Als flüchtiger Beobachter war es in den letzten Monaten nicht immer einfach, Anbahnung und Vollzug der Ehe Klum-Kaulitz von einem TV-Format zu unterscheiden. Die beiden erbaulichen Menschlein entsprechen bei ihren Auftritten und auf Instagram-Bildern eben so sehr den TV-Sehgewohnheiten, dass es sich genauso gut um eine ewige Casting- oder Sommerhaus-Flirt-Show handeln konnte, eine Jury-Sitzung oder was auch immer. Auch die Hochzeitsfeierlichkeiten vor Capri wiesen dem Vernehmen nach Ähnlichkeiten mit einem Showfinale auf, wenn auch mit weniger Werbeunterbrechung. Nun macht Tom Kaulitz trotz des erlittenen Klumschen Kometeneinschlags immer noch einen recht gemütlichen Eindruck, der durch dieses stark wuchernde Bart-Kopfhaar-Ding unterstützt wird. Die Bild-Zeitung fühlte sich sogar bemüßigt, den antiken Begriff "Waldschrat" wieder auszupacken, was man gerne mal von Heidi Klum in ihrem Power-Amerikanisch ausgesprochen hören würde. Aber der Ausdruck passt nicht wirklich zu diesem jugendlichen Bräutigam. Sein modisches Aufgebot umfasste immerhin einen ordentlichen, buttercremefarbenen Anzug mit offenem Hemd und Einstecktuch, was auf einer Yacht als ausreichend erachtet werden darf. Zudem ist man geneigt zu glauben, dass die wilden Haare ja ein bisschen das Gewicht sind, das er in diese Ehe mitbringt. Wäre er mit Seitenscheitel angetreten, Heidi hätte ihm die Nase geputzt und dann glatt in ihrem Wuchtkleid verschwinden lassen. Also, Kopf hoch und herzlichen Glückwunsch! Max Scharnigg

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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