Kommunalpolitik:Oben ohne im Stadtrat

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Oben ohne im Freibad: Das Thema schaffte es als einziges in den öffentlichen Teil der Stadtrats-Feriensitzung. (Foto: Florian Peljak)

Wie nackt dürfen Frauen im Freibad sein? Mit dieser Frage beschäftigen sich Münchens Kommunalpolitiker in ihrer Feriensitzung - die Meinungen gehen auseinander.

Von Dominik Hutter

Wie nackt hätten Sie es denn gern? Oben ohne muss drin sein, finden Grüne und ÖDP und wollen dies explizit auch für die Münchner Schwimmbäder geregelt wissen. Nach dem Muster der Verordnung für die Isar, die kürzlich vom Stadtrat in eben diesem Sinne geändert wurde. Auslöser ist der Fall einer Frau, die von einem Bademeister zum Anlegen ihres Bikini-Oberteils aufgefordert wurde und dies sogleich in den Twitter-Empörungsverstärker eingegeben hat.

Mit Erfolg: Das brisante Thema schaffte es als einziges in den öffentlichen Teil der Stadtrats-Feriensitzung. Obwohl es sich, wie ein Vertreter der zuständigen Stadtwerke versicherte, um einen absoluten Einzelfall handelt. Normalerweise gebe es keine Probleme, und das seit mehr als 30 Jahren.

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Denn es ist in den Bädern durchaus geduldet, etwas mehr Haut zu zeigen. Nur wenn es sehr voll ist und viele Familien da sind, ergreift der Bademeister die Textil-Initiative. Was SPD-Bürgermeisterin Christine Strobl und CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann auch sinnvoll finden, weil halt nicht jede Familie fremde Brüste betrachten will (obwohl nach Erfahrung von ÖDP-Mann Tobias Ruff der Busen zu den ersten Eindrücken eines jeden Geborenen gehört).

Mario Schmidbauer (Bayernpartei) befürchtet bei allzu viel Freizügigkeit allerdings, dass das ohnehin vorhandene Problem der sexuellen Übergriffe in Bädern verstärkt wird - was wohl bedeuten soll, dass wilde Bestien mit xy-Chromosom durch teilentblößte Damen unweigerlich zu Tätern werden. Mit dieser Analyse blieb Schmidbauer im Stadtrat allein. Anja Berger (Grüne) sieht ihn auf "ganz, ganz dünnem Eis."

SPD, CSU und FDP vertraten die Auffassung: Was nicht geregelt werden muss, wird nicht geregelt. Zwar warfen die Grünen der Stadtratsmehrheit vor, der "Willkür" der Bademeister Tür und Tor zu öffnen, wenn diese selbst die Lage beurteilen dürfen. Das Argument zog aber nicht. Oben-ohne-willige Frauen müssen also weiterhin selbst abschätzen, ob die Situation gerade passend ist. Und im Irrtumsfall Kontakt mit dem Bademeister riskieren.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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