Instrumente:Sind Steinways zu objektiv?

Passen Steinways zu Schubert?

Von Hermann Unterstöger

"The show must go on", schreibt András Schiff, aber "ohne mich". In der Auseinandersetzung zwischen ihm und der Schubertiade Schwarzenberg (SZ vom 2. August) hat sich der Pianist erstmals zu Wort gemeldet. In seiner Erklärung geht es neben Fragen der Programmgestaltung um das Thema Bösendorfer contra Steinway, das bei der Schubertiade im Juni an Brisanz gewann, weil Schiff in einem Meisterkurs wieder einmal die Vorzüge der Flügel von Bösendorfer vor denen von Steinway herausstrich. Schiff sagt zu diesen "ironisch-kritischen Äußerungen", er möge "das eine oder andere Mal ,über die Schnur gehauen' haben", wofür er sich entschuldige.

Andererseits bewege er sich in dieser Sache auf seinem "ureigenen Gebiet" und könne starke Argumente für sein Tun ins Feld führen. Seiner ehrlichen und sicher subjektiven Meinung nach passen "selbst die besten Steinway-Instrumente - es gibt sie! - nicht ideal zu Schuberts Klavier- und Kammermusik", weil sie, wiederum seinem Empfinden nach, dafür "zu objektiv, zu massiv, zu wenig gesanglich" sind. Der Künstler weiter: "Schuberts Musiksprache gleicht einem Dialekt; sie ist ausgesprochen wienerisch oder überhaupt österreichisch. Demzufolge mutet mich eine Schubert-Wiedergabe auf einem Steinway an wie Nestroy auf Hochdeutsch."

Was ihn letztlich zur Aufkündigung der langjährigen, an künstlerischen Sensationen überreichen Zusammenarbeit bewogen hat, ist die kolportierte Mutmaßung, er, Schiff, werde von Bösendorfer dafür bezahlt, Steinway zu diskreditieren. "Das ist, milde gesagt, eine grobe Zumutung und eine niederträchtige Beleidigung."

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