Neuhausen:"Deprimierend, wie lange das dauert"

Tonnen- und Jutierhalle sollten schon 2020 für die Kultur bereitstehen - nun verzögert sich der Start um ein paar Jahre

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Die Prognose war optimistisch - viel zu optimistisch. Befragt, ob es bei 2020 als Eröffnungsjahr für die Jutier- und Tonnenhalle bleibe, antwortete Münchens damaliger Kulturreferent Hans-Georg Küppers vor knapp zwei Jahren: "Davon bin ich überzeugt." So wie's ausschaut, werden aber wohl noch mindestens drei, vier Jahre vergehen, bis Theatermacher, Tänzer, Performer, Designer, Architekten oder Medienschaffende die beiden denkmalgeschützten Hallen in Beschlag nehmen können: Gerade erst haben die Stadträte die Vorplanung und Kostenschätzung für die Generalinstandsetzung genehmigt. "Schon sehr deprimierend, wie lange das dauert", seufzt Anna Hanusch, Grünen-Stadträtin und Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg, der das Planungskonzept in seiner jüngsten Sitzung auf der Tagesordnung hatte.

Tonnenhalle in München, 2019

Die Tonnenhalle mit ihrer freitragenden Eisenbetonkonstruktion, in der einst Rohre gelagert waren, soll der Aufführungsort in München für die freie Theaterszene werden.

(Foto: Catherina Hess)

99,4 Millionen Euro (inklusive 14,8 Millionen Euro Risikoreserve) hat das Baureferat angesetzt für die Sanierung der beiden im Jahr 1926 errichteten, inzwischen wegen ihrer Baufälligkeit gesperrten Industriehallen plus den Neubau einer Tiefgarage. Dafür bekommen Künstler und Besucher einen "architektonisch hochwertigen Ausbau", schwärmt Kommunalreferentin Kristina Frank, mit einem "inspirierenden Raumerlebnis". Auch sei mit Fördermitteln des Denkmalschutzes sowie aus dem Sonderprogramm für energieeffiziente Gebäude zu rechnen, heißt es. Um ungefähr 15 Prozent habe man die Kosten senken können, weil das Kulturreferat das Nutzerbedarfsprogramm reduziert habe.

Jutierhalle und Tonnenhalle in München, 2019

Der Dornröschenschlaf dauert länger als gedacht: Sanierung und Umbau von Jutierhalle (im Bild) und Tonnenhalle auf dem Gelände des Kreativquartiers verzögern sich um drei bis vier Jahre.

(Foto: Catherina Hess)

Die beiden Hallen, die den Kammerspielen während deren Generalsanierung als Ausweichquartier dienten, sind das Kernstück des neuen "Kreativquartiers", das das junge Berliner Büro "Teleinternetcafé" entworfen hat. Auf dem ehemaligen Kasernengelände zwischen Dachauer, Schwere-Reiter-, Hess- und Lothstraße entstehen Wohnungen, eine Grundschule, Veranstaltungsstätten und ein Gründer- und Innovationszentrum für technologieorientierte Firmen, im Süden flankiert vom Campus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, im Nordwesten von einem bunten Kulturbiotop, das jetzt schon unter "Kreativquartier" firmiert.

Die Tonnenhalle mit ihrer freitragenden Eisenbetonkonstruktion, in der einst Rohre gelagert waren, soll der Aufführungsort in München für die freie Theaterszene werden. Sie bekommt im Erdgeschoss einen 780 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal samt Gastronomiebereich und offenem Foyer, im ersten Stock Verwaltungsräume, Künstlergarderoben und einen Aufwärmraum, im zweiten Obergeschoss einen kleineren Saal, Tanzstudios und Lagerräume. Die 200 Quadratmeter große Jutierhalle, in dereinst die städtischen Wasserwerke ihre Leitungsrohre mit Jute ummantelt haben, wird Ateliers und Arbeitsräume für Akteure der sogenannten Kreativwirtschaft beherbergen. Nach einem "Haus-in Haus-Konzept" werden dort auf zwei Geschossen 60 flexibel gestaltbare und jeweils 20 Quadratmeter große Räume gestapelt. In zwei solchen "Modulen" ist ebenfalls gastronomische Nutzung vorgesehen. Auch die Freiflächen zwischen den einzelnen Modulen können als Arbeitsraum und als Begegnungsraum genutzt werden.

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