Nordrhein-Westfalen:Holt Olympia an die Ruhr!

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Das Stahlwerk Schwelgern in Duisburg (Foto: dpa)

Im Pott kursiert eine kühne Idee: Sommerspiele 2032. Es ist eine Chance, das Ruhrgebiet fit für die Zukunft zu machen.

Kommentar von Benedikt Müller, Düsseldorf

Wirtschaftsforscher haben in dieser Woche vor einem Teufelskreis gewarnt: Während Städte wie München stark wachsen und immer teurer werden, drohen andere Regionen dauerhaft zu schrumpfen - auch wirtschaftlich. Es geht nicht per se um West gegen Ost oder Stadt gegen Land: Gerade im dicht besiedelten Ruhrgebiet seien die Wirtschaftschancen gering. Die Forscher sehen akuten Handlungsbedarf, was jene "gleichwertigen Lebensverhältnisse" angeht, von denen das Grundgesetz spricht.

Da passt es gut, dass gerade eine kühne Idee kursiert: Rheinland und Ruhrgebiet könnten sich, über Stadtgrenzen hinweg, auf Olympische Sommerspiele bewerben. Erste Firmen und Politiker unterstützen eine Initiative namens Rhein Ruhr City 2032. Und man kann sie dazu nur ermutigen.

Freilich wäre eine Bewerbung noch lange keine Zusage. Es gibt zu Recht Kritik am Großereignis Olympia, in Hamburg etwa sind entsprechende Pläne gescheitert. Deutschland hat sich schon mit anderen Großprojekten in Berlin oder Stuttgart blamiert. Und ja, in Städten wie Athen liegen heute Stadien brach, die für sehr viel Geld entstanden sind. Das sind abschreckende Beispiele, gar keine Frage.

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Doch müssten gerade an Rhein und Ruhr viele bestehende Sportstätten nur modernisiert, nicht teuer gebaut werden: Fußball in Dortmund, Regatta in Duisburg, Basketball in Bonn, Reiten in Aachen - alles etabliert. Und nicht nur dem Sport würde Olympia auf Jahre nützen.

Bereits mit den Sommerspielen 1972 in München hat Deutschland bewiesen, wie nachhaltig eine Stadt von dem Ereignis profitieren kann: In Olympiastadion und -halle finden regelmäßig Veranstaltungen statt, der Olympiapark ist eine grüne Lunge, das Olympische Dorf bis heute bewohnt. Die Spiele legten den Grundstein für U- und S-Bahn in München - ein Netz, das heute zugegeben an seine Grenzen stößt. Aber das ist nach fast fünf Jahrzehnten auch kein Wunder.

Einen solchen Sprung bräuchte jetzt auch das Ruhrgebiet, gerade weil sich Städte wie Bochum oder Dortmund bereits heute erfolgreicher zu Forschungs- und Dienstleistungsorten wandeln, als viele denken. Doch es stimmt, dass viele Arbeitsplätze weggefallen sind, etwa in den Zechen. Bald werden weitere Kraftwerke vom Netz gehen, auch die Stahlhütten müssen kämpfen. Und schon heute sind viele Städte an der Ruhr zu hoch verschuldet. Sie sahen sich deshalb auch bei Bussen und Bahnen zum Sparen gezwungen. Die Eisenbahn ist zu unzuverlässig unterwegs. Und auch die Autobahnen, vor allem die Brücken, sind dem Verkehr nicht mehr gewachsen.

Ein olympisches Dorf könnte den Wohnungsmarkt entlasten

Olympia wäre die Chance für ein Infrastrukturprogramm, das nicht nur vorübergehend Arbeitsplätze schafft. Die vielen Besucher Olympischer Spiele bräuchten auch flächendeckend schnellen Mobilfunk. Das olympische Dorf könnte nahe Düsseldorf oder Köln entstehen - und müsste so geplant werden, dass es nach den Spielen den Wohnungsmarkt entlastet: sozial und nachhaltig.

All das wäre eine gute Grundlage für langfristiges Wachstum in der Zukunft. Der Pott könnte der Welt ein Beispiel geben, dass der Wandel weg von der Kohle hin zu einer innovativen und umweltfreundlichen Wirtschaft gelingen kann.

Und ja, all das wäre teuer. Doch die Statistik zeigt, dass Deutschlands Infrastruktur schon in den vergangenen Jahren mehr an Wert verloren hat, als der Staat neu investierte. Es war noch nie so günstig möglich, das zu ändern: Deutschland kann derzeit Anleihen mit einem Zinssatz von null Prozent ausgeben.

Olympia im Pott wäre sicher nicht die einzige, aber eine vielversprechende Investition. Lasst die Spiele also beginnen! Oder lasst es uns wenigstens versuchen.

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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