Im Norden Russlands ist bei einem missglückten Test auf einem Militärgelände offenbar Radioaktivität freigesetzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass sprach am Samstag von sieben Todesopfern.
Bei den Opfern soll es sich um Mitarbeiter des russischen Verteidigungsministeriums und der Atomaufsichtsbehörde Rosatom handeln. Eine Sprecherin der in der Region liegendem Stadt Sewerodwinsk erklärte in einer mittlerweile gelöschten Stellungnahme, es sei auch erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Zu dem Unfall kam es Rosatom zufolge beim Probelauf eines Raketenmotors für flüssigen Treibstoff. Amerikanische Experten halten diese Darstellung jedoch nicht für glaubhaft.
Die Stellungnahme der Sprecherin von Sewerodwinsk war am Freitag von der Internetseite der Stadtverwaltung genommen worden. Nach Medienberichten deckten sich Anwohner in der Umgebung des Raketentestgeländes mit Jod ein. In mehreren Apotheken der beiden Hafenstädte Archangelsk und Sewerodwinsk sei Jod, das bei radioaktiver Verstrahlung helfen kann, bereits ausverkauft.
Der amerikanische Verteidigungsexperte Ankit Panda sagte der Nachrichtenagentur Reuters, bei der Explosion eines mit flüssigem Brennstoff angetriebenen Raketentriebwerks werde keine Radioaktivität freigesetzt. Er nehme an, es habe einen Unfall mit einem neuartigen Marschflugkörper mit Atomantrieb gegeben. Auch ein zweiter von Reuters befragter US-Experte vertrat diese Ansicht.
"Die Versicherungen Moskaus klingen für uns unglaubwürdig"
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im März 2018 eine neue Generation von Marschflugkörpern angekündigt. Sie seien bereits 2017 getestet worden, hätten eine unbegrenzte Reichweite und seien unangreifbar für alle existierenden Raketenabwehrsysteme.
Ein Mitglied der US-Regierung erklärte jetzt, er werde weder bestätigen noch dementieren, dass es einen Unfall mit einem atomar angetriebenen Marschflugkörper in Russland gegeben habe. "Wir beobachten weiterhin die Vorgänge im entlegenen Norden Russlands, aber die Versicherungen Moskaus 'alles ist ganz normal' klingen für uns unglaubwürdig", sagte der Regierungsmitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte.