Kurz gesichtet:Käuferpower

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Kunden entscheiden, welche Möbelstücke produziert werden. Und ihr Kaufverhalten zeigt schon jetzt die Trends der kommenden Wiesn.

Von Anne Goebel, Max Scharnigg, Silke Wichert

(Foto: Hersteller)

Der Schweizer Lederspezialist Bally steht heute vor allem für elegantes Schuhwerk und feine Handtaschen. Eher in Vergessenheit geraten ist hingegen die Verbindung des Traditionshauses mit der Geschichte des Bergsteigens und der Erschließung des Himalajas. So rüstete Bally nicht nur 1947 eine Schweizer Everestexpedition aus, sondern fertigte damals für Sherpa-Legende Tenzing Norgay auch jene Spezialstiefel aus Rentierleder, die er schließlich bei seiner erfolgreichen Erstbesteigung des Everest mit Sir Edmund Hillary im Jahr 1953 trug. Mit derartiger Firmengeschichte in den Archiven engagiert sich das Modehaus nun dieses Jahr wieder verstärkt am Everest und organisierte im Mai eine Säuberungsexpedition. Dabei konnte eine Tonne Müll vom Berg geholt werden und zwar vor allem aus der sogenannten "Todeszone" jenseits der 8000 Meter, die aufgrund der Höhe bisher kaum eine Reinigungsseilschaft erreicht hatte. Eine eigene Kapselkollektion soll nun die spektakuläre Aktion unterstützten - sie startet mit einem T-Shirt aus Biobaumwolle und dem passenden Schriftzug "No Mountain high enough". Erhältlich in Bally-Stores.

(Foto: Hersteller)

Die britische Möbel-Shopping-Plattform Made.com profitiert seit einigen Jahren vom veränderten Einkaufsverhalten der Kunden bei Einrichtung und Wohnaccessoires - es werden heute auch Großmöbel immer häufiger online geordert. Für 2018 meldete das Label mit seinen Eigenmarken jedenfalls ein Umsatzplus von 37 Prozent und ist damit schon in neun europäischen Ländern präsent. Um Nachwuchsdesigner zu fördern, hat das Onlineunternehmen das sogenannte Talent-Lab ins Leben gerufen. Dazu kann jeder kreative Mensch eigene Entwürfe für Möbel oder Accessoires einreichen - aus den Gestaltungsvorschlägen wählt eine Jury dann eine Shortlist mit Designs aus, die als Prototypen gebaut werden. Bei dieser Auswahl können dann wiederum die Made.com-Kunden nach den Prinzipien des Crowdfundings über die endgültige Produktion entscheiden. Wenn genug Kaufinteressenten für einen der taufrischen Entwürfe zusammenkommen, geht er ins Sortiment von made.com über. Unter den 18 Produkten auf der aktuellen Shortlist ist zum Beispiel auch dieses schmale Garderobenmöbel des Pariser Nachwuchsdesigners François Bazin. Bei Redaktionsschluss war es allerdings erst zu 15 Prozent vorfinanziert.

(Foto: Hersteller)

Glitschig, altmodisch, viel zu alkalisch - das Image von Seifenstücken war in den letzten Jahren deutlich nach unten gerutscht, die Verkäufe gleich mit. Flüssigseife dagegen erschien sauberer, praktischer, und außerdem gab es sie in so exotisch klingenden Duftnuancen wie Ginger Lily oder Orange Blossom, die noch intensiver rochen als jeder WC-Stein. Jetzt könnte das gute alte Seifenstück sein Comeback erleben: Da immer mehr Millennials Plastikflaschen, -tüten und -strohhalme ablehnen, fällt den ersten auch auf, dass das schaumige Zeug in ihrem Bad ja ebenfalls in ziemlich viel Plastik steckt und man das hier deutlich einfacher ersetzen könnte als bei vielen anderen Produkten. Und nimmt man nicht aus Hotels gern die kleinen Seifen mit, um sie formschön ins Gästebad zu legen? Laut Dermatologen sind Seifenstücke trotz langer Feuchtlagerung keineswegs Bakterienfänger. Und mit natürlichen Zutaten - wie etwa die "Pink Clay Soap" von Herbivore (Foto) oder dem "Milk Beauty Bar" von Korres - eignen sie sich sogar zum Gesichtwaschen. Fehlt nur noch eine hübsche, nachhaltige Seifenschale.

Das Ende des Trachtenbooms auf dem Münchner Oktoberfest wird ja immer wieder mal vorhergesagt, und immer wieder stellt sich das als falsch heraus. Die Mode-Suchplattform Lyst hat die Trends für die kommende Wiesn ermittelt, aufgrund der Onlineshopping-Vorlieben von Millionen Nutzern. Demnach hat sich die Nachfrage nach Trachtenmode im Vergleich zu 2018 verdreifacht - so viel zum angeblichen Erschlaffen der Lust an Miederkleid und Haferlschuhen. Bei der Rocklänge sind Kundinnen auf "midi" aus, also auf ein knapp das Knie bedeckendes Modell. Die bevorzugte Bluse ist, wie in den vergangenen Saisons, hochgeschlossen. Spannend könnte es bei den Farben werden, angeblich läuft Braun sehr gut - und Metallic, wie immer man sich das genau vorzustellen hat. Dauerbrenner bei den Männern: die knielangen Lederhosen.

© SZ vom 17.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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