Ivan Perisic beim FC Bayern:"Ich war ja auch die B-Lösung"

Lesezeit: 2 min

Plötzlich zusammen in München: Trainer Niko Kovac (links) und Ivan Perisic. (Foto: Pool via REUTERS)
  • Ivan Perisic, 30, wird beim FC Bayern als Leih-Zugang vorgestellt. Er kommt für zunächst ein Jahr von Inter Mailand.
  • Der Kroate schildert die Umstände seines Wechsels: Als sich der Münchner Wunschzugang Leroy Sané verletzt habe, sei alles sehr schnell gegangen.
  • Am ersten Spieltag fehlt Perisic kurioserweise noch gelbgesperrt.

Von Carsten Scheele

Ein kleines Imageproblem, tja, das hat Ivan Perisic schon. Und daran ist der Kroate auch noch quasi schuldlos. Er hat, im Gegenteil, zuletzt vieles richtig gemacht: das WM-Finale 2018 erreicht, darin ein Tor erzielt, anschließend eine anständige Saison bei Inter Mailand gespielt. Nun ist er zu einem europäischen Topklub gewechselt; mit 30 Jahren ist der Schritt zum FC Bayern einer der letzten in seiner Karriere.

So positiv kommt das in der öffentlichen Wahrnehmung in München nur leider nicht an. Dort ist er die B-Lösung - weil es mit dem A-Transfer von Leroy Sané für die Außenbahn noch nicht geklappt hat (und vielleicht auch nicht klappen wird). Auch darum ging es, als Perisic an diesem Mittwochmittag das Münchner Pressestüberl an der Säbener Straße betrat.

Wie ergeht es ihm damit, die zweite Wahl zu sein?

Perisic beim FC Bayern
:Soforthelfer auf dem Flügel

Leihspieler Ivan Perisic soll den Münchner Kader direkt besser machen. Bei Inter musste er gehen, obwohl er sportlich überzeugt hat.

Von Thomas Hürner

Es sei ja kein Geheimnis, weshalb die Bayern angerufen hätten, bestätigte Perisic gleich direkt und offen - und sprach damit die Kreuzbandverletzung von Leroy Sané an, ohne die er nicht in München säße. "Ich hoffe, dass er sich schnell erholt", schickte er einen Gruß an den deutschen Nationalspieler. Alles kein Problem für Perisic, so der Eindruck.

Am ersten Spieltag ist Perisic tatsächlich noch gesperrt

Für ihn persönlich hätten sich die Lebensumstände rasant verändert. Vor kurzem war er noch ein angesehener Spieler in Mailand, dann veränderte sich das Standing unter dem neuen Trainer Antonio Conte. Plötzlich der Hilferuf aus München. "Als sie angerufen haben, habe ich nur ein paar Stunden gebraucht, um mich zu entscheiden", berichtete Perisic, "wenn die Bayern anrufen, musst du nicht lange überlegen." Er bleibt zunächst für ein Jahr, als Leihspieler, danach verfügen die Bayern über eine Kaufoption.

Trainer Niko Kovac betonte, dass Perisic schon vor der Sané-Verletzung eine Rolle in den Transfer-Überlegungen gespielt habe. Höchstselbst habe er den kroatischen WM-Teilnehmer ins Spiel gebracht. Perisic sei schließlich einer der "Top-3-Spieler in Kroatien". Er sei beidbeinig stark, aggressiv im Anlaufen, verfüge zudem über ein starkes Kopfballspiel. Er hat den "Zug über Außen, den wir brauchen", konstatierte Kovac.

Vor wenigen Tagen hatte der Trainer noch die Medien gescholten, weil diese Perisic despektierlich nur als B-, C oder gar D-Lösung bezeichnet hätten. Nun hat sich Kovac offenbar entschieden, der Angelegenheit mit Humor zu begegnen: "Ich war ja auch die B-Lösung, und wir haben das Double geholt." Ein Teil des Bayern-Führung, so ist bekannt, hatte im vergangenen Sommer die Verpflichtung von Thomas Tuchel präferiert, ehe Kovac unterschrieben hat.

Wer den FC Bayern aktuell noch verstärken wird, außer Perisic? "Ich kann bis zum 2. September gar nichts ausschließen", erklärte Kovac. Dass er gleich am ersten Spieltag auf seinen neuesten Spieler verzichten muss, nötigt ihm dann doch ein gequältes Lächeln ab. Im letzten Saisonspiel in Italien hatte sich Perisic die fünfte gelbe Karte abgeholt. "Die Sperre wird sozusagen weiterverschenkt", schlussfolgerte Kovac. Dies habe er, gab der Trainer offen zu, vorher auch nicht gewusst.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Transferpolitik
:Bayern, überhört die Signale!

Der FC Bayern ruft einerseits den Kaderumbruch aus, andererseits weiß er erkennbar nicht, was er will - das ist fast schon ein gefährliches Bild.

Kommentar von Claudio Catuogno

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: