Cocktailbar Maxvorstadt "Bar Giulia":Leicht neben der Spur

Gin-Ingwer-Spritz, Spargel-Erdbeer-Salat und mexikanische Folklore: Das Giulia versteht sich als Bar für alle Lebenslagen - und bietet auf wenigen Quadratmetern viel Ungewohntes.

Anna Fischhaber

Gibt man bei Google Giulia und München ein, stößt man zunächst auf zahlreiche Geschichten über eine sehr blonde und gerne leicht bekleidete "Dschungel-Zicke": Giulia Siegel, DJane, RTL-Rekrutin und fester Bestandteil der lokalen Schickeria. Münchens zweite Giulia ist dagegen nach wie vor ein Geheimtipp. Dabei hat sich die kleine, aber feine Schwester der Studentenkneipe Loretta mit ihrer schrägen Extravaganz in den vergangenen zwei Jahren bei der Maxvorstädter Nachbarschaft durchaus einen Namen gemacht.

Bar Giulia

Italienische Wohnzimmeratmosphäre: Die Bar Giulia setzt auf Danesi und italienischen Retro-Schick - ganz wie der Namenspatron Alfa Romeo Giulia.

(Foto: Foto: Fischhaber)

Gerade haben die Betreiber der Bar für Namensvetterin Siegel ein Catering ausgerichtet, ansonsten ist Massenkompatibilität jedoch verpönt. "Leicht neben der Spur" lautet das Konzept von Florian Raths und Jan Kalthoffs zweiter Kneipe. Ein Blick in die Getränkekarte zeigt, was damit gemeint ist: Vom italienischen Birra Peroni über die Bitterorangenlimonade Chinotto bis zum Holunder-Prosecco mit Minze gibt es hier viel Ungewohntes zu entdecken. Der Spritz ist weiß - statt mit Aperol wird der Weißwein mit Gin und Ingwer gemixt.

Auch die wöchentlich wechselnde Mittagskarte bietet Leckereien abseits des italienischen Mainstreams: Selbstgemachtes Löwenzahnpesto, Orangen-Thymian-Risotto oder Spargel-Erdbeer-Salat werden bei Giulia serviert. Außerdem gibt es bis spät in die Nacht allerlei Süppchen, Panini und Tramezzini für den kleinen Hunger. Das Ziegenkäse-Honig-Tomaten-Baguette ist inzwischen weit über die Grenzen der Maxvorstadt berühmt.

"Nicht zu protzig und trotzdem hübsch"

Aber nicht nur beim Essen, auch beim Interieur beweisen die Betreiber der Giulia viel Liebe zum schrägen Detail: Blickmagnet ist der riesige Leuchtkasten, den derzeit eine schwarz-weiße Kuss-Szene mit dem Spruch "Study every day" schmückt. Demnächst soll ein belgische Künstler die Wände mit Strichcodes verzieren. "Nicht zu protzig und trotzdem hübsch", beschreibt Rath die Bar in Anlehnung an den Alfa Romeo Giulia - den eigentlichen Namenspatron.

Ähnlich wie das Auto setzt die Einrichtung auf italienischen Retro-Schick: Den Alu-Lampen mit den vielen Fühlern sieht man die sechziger Jahren an, ebenso den Designerstühlen aus Plastik. Eine lange Theke beherrscht den kleinen Raum. Das Holz, das Tresen und Wände ziert, schimmert silbern - Wind und Wetter haben die ehemalige Westfront eines Kuhstalls ergrauen lassen. Wer in einer ruhigen Minute das Ohr an die Wand hält, kann die Holzwürmer arbeiten hören.

Ruhig ist es allerdings nur selten bei Giulia. Aus den Boxen tönt von mexikanischer Folklore über französische Chansons bis zum Minimalelektro zwar durchaus Ausgesuchtes, jedoch oft so laut, dass an eine Unterhaltung nicht mehr zu denken ist. Das Giulia sei eine Bar und kein Café, darauf legt Rath Wert. Daran könne auch der Danesi - nur wenige deutsche Kaffeehäuser haben das leckere Gebräu aus Rom im Angebot - nichts ändern.

Sehen und gesehen werden auf Maxvorstädter Art

Allerdings versteht sich das Giulia als Bar für alle Lebenslagen - und so wechselt das Publikum je nach Tageszeit: Morgens trifft man auf ziemlich verschlafene Gesichter an der Bar. Die Nachbarschaft trinkt hier ihren ersten Espresso und blättert sich durch das reichhaltige Zeitungsangebot. Mittags klirren die Teller, der Duft von Pasta liegt in der Luft. Die Gespräche drehen sich um Kunst und Wissenschaft. Viele Dozenten von der TU und Galeristen aus der Umgebung kommen regelmäßig zum Essen zu Giulia.

Je später der Abend, desto jünger werden die Gäste. Die Stimmung gleicht nun einer WG-Party. Viele kennen sich; und die nette Bedienung hinter der Bar begrüßt auch die Neulinge wie alte Freunde. An den kleinen Tischen schlürfen Stundenten Cocktails und stimmen sich aufs Weggehen ein. Konkurrenz macht dem Giulia um diese Uhrzeit kaum mehr jemand. Zwar hat um die Ecke gerade die Interims-Location "Horses, Cars & Stars" eröffnet, ansonsten ist rund um die TU aber noch immer wenig los.

B-Promis wie Giulia Siegel verirren sich deshalb nur selten in diesen Teil des Großstadtdschungels. Dabei funktioniert das Sehen und Gesehen-Werden, eine der Lieblingsbeschäftigungen der Münchner Schickeria, auch bei Giulia bestens: Das Schaufenster ist ebenso groß ist wie die kleine Bar selbst, und kaum beginnt der Frühling wird aus dem Straßenboulevard vor der Tür eine Sonnenterrasse. Spannender als auf einem Promi-Empfang geht es auf der - nur auf den ersten Blick grauen - Multikulti-Meile Theresienstraße allemal zu.

Bar Giulia, Theresienstraße 114, Maxvorstadt, Tel.: 089/89059809, giulia-bar.de. Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 10 bis mindestens 1 Uhr.

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