Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Leben für die Sicherheit

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Alles im Griff: Rudi Cermak ist dafür verantwortlich, dass im Katastrophenfall alle Einsatzkräfte schnell handeln können. (Foto: Jürgen Lindemann/oh)

Im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt meldet sich Rudi Cermak eher selten zu Wort. Als Bayerns oberster Katastrophenschützer hat er aber viel zu sagen - und wurde nun dafür ausgezeichnet

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Stille Wasser können tief sein. Seit fünf Jahren sitzt Rudi Cermak für die CSU ehrenamtlich im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Er spricht dort wenig. Wozu auch, fragt er zurück, sobald man ihn darauf anspricht. Sein Job sei die Vorbereitung der Anträge, die Präsentation sei Sache des Fraktionssprechers. "Ich muss nicht das Gleiche in meinen Worten wiederholen. Das geht mir auf den Keks."

Jetzt hat Rudolf Cermak, der seit 40 Jahren beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) tätig ist, für seine beruflichen Leistungen die Staatsmedaille "Stern der Sicherheit" bekommen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat sie ihm verliehen, neben neun weiteren Geehrten, laut Herrmann alle leuchtende Vorbilder für einen Weg des friedlichen Miteinanders und der Sicherheit: darunter der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Sir Julian King, EU-Kommissar für die Sicherheitsunion, auch Mutig-Preis-Initiator Wolfgang Gärthe ist darunter und die LMU-Rechtsmedizinerin Katja Anslinger.

Rudi Cermak ist zuständig für die 43 000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Bayerischen Roten Kreuz. Als Geschäftsführer und auch als oberster bayerischer Katastrophenschützer koordiniert er ihre Einsätze. Die BRK-Einsätze im Jahr 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft und zum Papstbesuch, auch das Hochwasser in Deggendorf im Jahr 2013 - Cermak war da verantwortlich - unaufgeregt und besonnen. "Ob in Katastrophenlagen oder bei normalen Rettungseinsätzen: Das BRK und Sie standen uns stets verlässlich und tatkräftig zur Seite", so Herrmann in seiner Laudatio.

Ja, als Katastrophenschutzbeauftragter habe er viel Kontakt zum Innenminister, sagt Cermak. Er habe schon fast ein Büro im Ministerium, so häufig sei er dort. Doch er bilde vor allem aus, er beschaffe und koordiniere die Fahrzeuge, die Technik, die Einsätze überhaupt, er sorge dafür, dass die Helfer für die ehrenamtliche Tätigkeit von ihrer regulären Arbeit auch freigestellt werden.

Rudi Cermak wohnt seit Jahrzehnten am Glockenbach, er liebt das Bunte des Viertels und die Offenheit der Bewohner. Aufgewachsen ist er an der Schellingstraße, später war er einige Jahre in Feldmoching zu Hause, kennt also verschiedene Facetten der Stadt. Er hat zwei erwachsene Töchter und zieht gerade innerhalb des Glockenbachviertels um. Aus einer Wohnung in eine halb so große - zum gleichen Mietpreis, das erschüttert ihn offensichtlich nicht.

Angefangen hat Rudi Cermak 1978 als Rettungssanitäter, er hat sich für zehn Jahre verpflichtet - statt den Wehrdienst zu leisten. 1986 wurde er in den Landesverband berufen. 1988 wechselte er in den Landesnachforschungsdienst, 1994 wurde er persönlicher Referent der BRK-Geschäftsleitung und des Präsidenten: Seit 1999 ist er Bayern-Chef, zuständig für Sanitäts- und Betreuungsdienst, für die Rettungsstaffeln, das Kriseninterventionsteam. Er hat die Technik und die Sicherheit im Auge, koordiniert Drohneneinsätze, die Wasserversorgung, die Ersthelfer bei Unfällen. Er wird bei Hochwasser gerufen, bereitet die Einsatzpläne für Großereignisse vor, stellt Kontingente zusammen.

Einiges habe sich verändert in den vergangenen Jahren, erzählt er. Ein Auflauf von 40, 50 Fahrzeugen an einer Stelle wie früher beispielsweise am Rastplatz Holzkirchen an der A 8 sei heute nicht mehr üblich. Ihn selbst hat vor allem das Oktoberfest-Attentat geprägt, auch wenn er es gar nicht selbst miterlebt hat. Er nutze es als Einsatzszenario bei der Ausbildung, damit die Sanitäter einen Blick dafür bekommen, was und wie es passieren kann, "nicht blauäugig durch die Gegend laufen". Hilfsorganisationen würden auch sonst inzwischen für Terroreinsätze geschult, es gebe gemeinsame Übungen mit der Bundeswehr, in Kürze solle sogar ein eigenes Zentrum für Terroreinsätze eröffnet werden.

Für ihn sei die spannendste Zeit die im Landesnachforschungsdienst gewesen, direkt nach dem Fall der Mauer. Das BRK ist im Auftrag der Bundesregierung für den Suchdienst verantwortlich. Rudi Cermak suchte nach Wehrmachtsverschollenen, russische Behörden hatten infolge von Glasnost ihre Archive in Moskau geöffnet, sie seien sehr sorgfältig bei der Registrierung gewesen. Hunderttausende Fälle hätten somit geklärt werden können. "Für jemanden ist es leichter, wenn er weiß, ob und wo ein Angehöriger gefallen ist."

Derzeit koordiniert er die Einsätze für die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Sommer. Am 31. Januar sei für ihn "Schicht im Schacht", altersbedingt. Cermak will sich dann noch mehr für den Bezirksausschuss engagieren und er will auch für den Stadtrat kandidieren. Aufgrund seiner vielen Erfahrungen könne er einiges beisteuern, findet er. "Da freue ich mich schon drauf." Er kenne sich genauso aus bei Sicherheit und Ordnung wie bei Gesundheit und Soziales.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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