Rüstung:USA testen nach Ende des INF-Vertrags erstmals Marschflugkörper

Lesezeit: 1 min

USA, Insel San Nicolas: Das Verteidigungsministerium nimmt einen Test mit einem konventionellen landgestützten Marschflugkörper vor. (Foto: dpa)
  • Die USA haben den ersten Test eines landgestützten Marschflugkörpers seit dem Rückzug aus dem INF-Atomwaffenvertrag bekanntgegeben.
  • Die US-Regierung hatte im Februar den Rückzug aus dem INF-Vertrag mit Russland angekündigt.

Erstmals nach dem Ende des INF-Abrüstungsvertrags zwischen Russland und den USA hat das amerikanische Militär einen konventionellen landgestützten Marschflugkörper getestet. Er sei am Sonntag von der Insel San Nicolas in Kalifornien abgefeuert worden und habe sein Ziel nach mehr als 500 Kilometern Flug präzise erreicht, teilte das Pentagon am Montag mit. Russland hatte noch am Sonntag erklärt, keine neuen Raketen einsetzen, wenn sich die USA ebenfalls in Europa und Asien zurückhalten.

Der Test wäre nach dem INF-Vertrag verboten gewesen. Das Abkommen untersagte beiden Seiten Produktion, Tests und Besitz von bodengesteuerten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern mit Reichweiten zwischen 500 und 5500 Kilometern.

Die USA hatten den Vertrag Anfang Februar zum 2. August gekündigt, weil sie davon ausgehen, dass Russland ihn seit Jahren verletzt. Konkret werfen Amerikaner und Nato den Russen vor, mit ihren Raketen vom Typ 9M729 (Nato-Code: SSC-8) gegen den Vertrag verstoßen zu haben, weil sie weiter fliegen als erlaubt. Das russische Waffensystem soll in der Lage sein, Marschflugkörper abzufeuern, die sich mit Atomsprengköpfen bestücken lassen und mehr als 2000 Kilometer weit fliegen können. Russland gibt die maximale Reichweite der SSC-8 hingegen mit 480 Kilometern an.

Das Pentagon hatte den Test bereits im März angekündigt, sollte Russland nicht zur Vertragstreue zurückkehren. Die Washington Post schrieb zu dieser Zeit, für November sei zudem der Test einer Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von etwa 1800 bis 2500 Meilen (rund 2900 bis 4000 Kilometer) geplant.

Der INF-Vertrag war 1987 vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow unterzeichnet worden. Sein Ende ist auch in Deutschland mit großer Sorge aufgenommen worden.

© SZ.de/dpa/rtr/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

INF-Abrüstungsvertrag
:"Wir Europäer sind sehr verwundbar"

Nach Auslaufen des INF-Vertrags erklärt Sicherheitsexperte Christian Mölling, wie die Nato nun reagieren muss und warum Deutschland in der internationalen Debatte wie ein Geisterfahrer wirkt.

Interview von Matthias Kolb

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: