Umweltschutz:Bürgerbewegung fordert Naturwälder im Spessart

Von Christian Sebald

Naturschützer haben die Staatsregierung aufgefordert, zehn Prozent der Staatswälder im unterfränkischen Spessart aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und in Naturwälder umzuwandeln. Nach den Worten von Bernd Kempf von der "Bürgerbewegung Freunde des Spessarts", die sich für einen Nationalpark in der Region einsetzt, beziehen sie sich einerseits auf die Koalitionsvereinbarung zwischen CSU und FW. Danach wird der Freistaat zehn Prozent der Staatswälder in Naturschutzgebiete umwandeln. Auf der anderen Seite halten sie ein Netz aus Naturwäldern in ihrer Region für eine zentrale Vorsorgemaßnahme gegen die Klimakrise. "Die Funktionen des Waldes als Wasserspeicher, Klimapuffer und Erholungsraum sind viel wichtiger als der Holzeinschlag", sagt Kempf.

Die Bürgerbewegung fordert seit langem mit dem Bund Naturschutz und dem Landesbund für Vogelschutz einen Nationalpark für den Spessart. Die Staatsregierung lehnt so ein Großschutzgebiet ab. Der Grund sind die massiven Proteste dagegen in der Region. Deshalb drängen die Naturschützer nun auf die Ausweisung eines Netzwerks. Es ist aus ihrer Sicht nicht nur der erste Schritt für einen Nationalpark. Sondern auch die beste Vorsorge für den Erhalt der Wälder in der Klimakrise. "Geschlossene, dichte Buchenwälder, wie sie bei uns ohne Waldwirtschaft entstehen würden, haben eine viel bessere Widerstandskraft gegen heiße, trockene Sommer als Wirtschaftswälder", sagt Kempf. "Ihr Blätterdach ist so dicht, dass fast kein Sonnenstrahl auf den Boden dringt. Der Schatten und die Verdunstung der Bäume bewirken eine deutliche Temperaturabsenkung gerade an heißen Tagen." Bei den Fällaktionen in Wirtschaftswäldern werde dagegen das geschlossene Kronendach der Bäume durchbrochen, Sonnenlicht falle auf den Boden. Dadurch werde dieser aufgeheizt und trockne aus. Das feuchte Waldklima gehe verloren, der Wald gerate in erheblichen Hitzestress. Die Bürgerbewegung und die Umweltverbände haben schon vor längerer Zeit ein Konzept für ein Netzwerk aus Naturwäldern im Spessart vorgelegt. Dies müsse nun umgesetzt werden, sagt Kempf. Ministerpräsident Markus Söder hat für Herbst ein neues Konzept für den Umgang mit den Wäldern in der Klimakrise angekündigt.

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