Kommentar:Probelauf mit Potenzial

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Um beim Straßenverkehr künftig unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden, gilt die Devise "Probieren geht über Studieren". Dafür bietet sich der ÖPNV besonders gut an

Von Wieland Bögel

Seit dieser Woche steht der Busverkehr im Landkreis unter Strom - zumindest auf zwei Linien im Süden, dort wird getestet, ob und unter welchen Voraussetzungen sich Elektrobusse für den Linienverkehr eignen. Gleichzeitig soll der Aufbau einer Wasserstofftankstelle gefördert werden, auch diese soll vorrangig dem öffentlichen Nahverkehr zugute kommen. Allerdings wird noch einiges an Zeit vergehen, bis daraus ein nennenswerter Beitrag für einen emissionsfreien Nahverkehr wird - und genau darum ist es wichtig, jetzt damit anzufangen.

Noch elf Jahre bleiben dem Landkreis, um das vom Kreistag einstimmig beschlossene Ziel zu erreichen, unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Zehn Jahre ist der Beschluss nun her, es ist also gewissermaßen Halbzeit auf dem Weg zur Energiewende. Daran, dass diese wirklich bis 2030 zu erreichen ist, gibt es begründete Zweifel, trotzdem sind einige Fortschritte gemacht worden - mit einer Ausnahme. Denn während bei der Erzeugung von Strom und Heizwärme der Anteil regenerativer Energiequellen gestiegen ist, tut sich beim Verkehr so gut wie gar nichts. Was nicht zuletzt daran liegt, dass niemand absehen kann, welche Technologie hier wirklich hilfreich für die Energiewende ist. Sind Elektroautos die Lösung, und wenn ja, sollen sie Batterien oder Brennstoffzellen nutzen, oder soll man lieber Wasserstoff direkt verbrennen? Und wie bringt man genügend regenerativ gewonnene Energie in diese Vehikel, dass sie wirklich nachhaltig sind? Nicht einfacher wird das Ganze dadurch, dass es einen Unterschied macht, ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt, wie oft und wie weit das Fahrzeug unterwegs ist, für was man es braucht und vieles mehr.

Darum gilt die alte Weisheit "Probieren geht über Studieren" - also etwa durch den Alltagstest eines Elektro-Linienbusses oder die Einrichtung einer wohl anfangs eher kleineren Wasserstofftankstelle für Busse. Durch den planbaren Einsatz bieten sich öffentliche Verkehrsmittel für Pilotprojekte an - die Ergebnisse könnten aber auch für andere interessant sein. Etwa für Spediteure, die ihre Lastwagen nach dem Vorbild der Busse auf neue Antriebstechniken umstellen. Und wenn für die Linienbusse eine Infrastruktur - Schnell-Ladestationen oder Wasserstofftankstellen - aufgebaut wird, könnte irgendwann der Kauf eines entsprechenden Autos auch für Privatpersonen attraktiv sein.

© SZ vom 21.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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