Computerspiele:Zocken für die Zukunft

Die deutsche Games-Branche war zuletzt ziemlich verärgert: Die große Koalition hatte der Branche Fördergeld versprochen, das bis jetzt aber nicht angewiesen wurde. Jetzt will sich Digitalminister Andreas Scheuer darum kümmern, dass die Zusage umgesetzt wird.

Die Computerspiel-Branche in Deutschland soll nach den Worten von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auch in den kommenden Jahren mit der zugesagten finanziellen Förderung durch die Politik rechnen können. Er werde sich weiter für den Fördertopf von 50 Millionen Euro einsetzen, sagte Scheuer zur Eröffnung der Spielemesse Gamescom in Köln - und betonte die Bedeutung der Branche: So seien auf der Messe nicht nur Spieler vertreten, sondern "die Innovativen von Morgen", sagte der auch für digitale Infrastruktur zuständige Minister.

Gamescom

Arbeitstermin an der Konsole: Minister Andreas Scheuer und Digital-Staatsministerin Dorothee Bär.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Zuvor hatte Scheuer für Irritationen gesorgt: Die zugesicherte Unterstützung von Spiele-Entwicklungen aus Deutschland tauchte nicht mehr im Bundeshaushalt für 2020 auf. In seiner Rede sagte Scheuer nun: "In jeder meiner Prioritätenliste steht die Förderung der Games-Branche an erster Stelle." Das sah die Branche zuletzt in Frage gestellt: "Deutschland bietet im Vergleich mit anderen Standorten nicht wenig, sondern im Prinzip nichts. Es gab klare Versprechen und Erwartungen wurden geschürt. Jetzt muss die Politik liefern", sagte etwa Benedikt Grindel, Studioleiter bei Ubisoft Blue Byte. Die Tochter des französischen Verlags hinter Spielen wie "Assassin's Creed" oder "Anno" ist mit 520 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Branche in Deutschland. Die brauche dringend international gleiche Wettbewerbsverhältnisse, sagte am Dienstag auch Felix Falk, Chef des Branchenverbands Game.

Das Geschäft mit Computer- und Videospielen läuft auch hierzulande sehr gut. Vergangenes Jahr stieg der Umsatz um elf Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Zugleich sind Spiele längst nicht mehr nur ein Thema für Kinder und Jugendliche - die Nutzer werden immer älter: Nach Angaben des Branchenverbands liegt das Durchschnittsalter hierzulande mittlerweile bei 36,1 Jahren. Jeder zweite Deutsche spiele, auf dem Smartphone, dem PC oder der Spielekonsole. Doch lediglich 4,3 Prozent des Umsatzes kamen zuletzt von hier produzierten Entwicklungen. Ziel der Branche sei, dass viel mehr Spiele und auch die Geschichten der Spiele in Deutschland entstehen, sagte Falk. So könnten auch die großen technologischen Potenziale wie künstliche Intelligenz oder virtuelle Realität in Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden.

Eines der Trendthemen der Gamescom in diesem Jahr ist das sogenannte Cloud-Gaming. Mit der Technik wird es möglich, grafisch aufwendige Spiele selbst auf dem Smartphone oder einem Fernseher ohne große Spielekonsole laufen zu lassen. Die technischen Voraussetzungen wie Rechen- und Grafikleistung kommen dabei aus der Cloud.

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